Unsere Schlußfolgerungen hinsichtlich der Natur der Rente
und des Profits sind ferner von Bedeutung auch für das
jem Sozialismus verwandte Genossenschaftswesen. Dieses
nährt sich vorderhand noch von den Theorien des wissen-
schaftlichen Sozialismus und gerät daher bei der Berührung
mit der Arbeiterfrage in eine sehr zweideutige Lage.
Eine der wichtigsten und aktuellsten Aufgaben der Kon-
sumgenossenschaften, z.T. auch der anderen Genossen-
schaften, ist die Eigenproduktion zu entwickeln. Diese Auf-
gabe ist von großer Bedeutung nicht nur für die Genossen-
schaftler, sondern auch für die Arbeiterschaft, denn die Ge-
nossenschaftsbewegung werde sich gewiß auf der Grund-
lage der hohen Arbeitslöhne aufbauen und einen wohltäti-
gen Einfluß auf die Lage der Arbeiter in der kapitalistischen
Wirtschaft ausüben, Allein die Ideologie des modernen So-
zialismus bringt in das Problem des Verhältnisses zwischen
der Genossenschaft und den in ihren Unternehmungen. täti-
gen Angestellten und Arbeitern die größte Verwirrung hinein.
In dieser Beziehung sind sehr kennzeichnend die folgen-
den Ausführungen des verstorbenen M. Tugan-Baranowskij,
der gleichzeitig Genossenschaftler und Sozialist war?!): „Das
ganze Produkt, das in der Fabrik einer Konsumgenossen-
schaft hergestellt wird,“ sagt er in voller Übereinstimmung
mit der Lehre von Marx, „ist von den Arbeitern erzeugt
worden, die mittelbar oder unmittelbar an der Produktion
beteiligt waren. Die Konsumgenossenschaft, die der Fabrik
das Kapital zur Verfügung stellte, hat dadurch keinen Mehr-
wert geschaffen und darf daher von dem hergestellten Pro-
dukt nur die Erstattung jenes Teils beanspruchen, dessen
Wert dem verbrauchten Kapital entspricht. Ist dem aber so,
dann fragt es sich, welches Interesse die Konsumgenossen-
schaft überhaupt hat, die Fabrik ins Leben zu rufen? Wird sie
nur das verbrauchte Kapital zurückerhalten, so bietet ihr
die ganze Fabrikgründung gar keinen Vorteil.‘ Tugan-Bara-
nowskis Schlußfolgerung aus der marxistischen Prämisse ist
nicht nur zutreffend, sondern sogar noch etwas gemildert.
In Wirklichkeit ist die Fabrikgründung für die Konsumge-
nossenschaft nicht nur nutzlos, sondern direkt schädlich.
Denn sie lenkt die genossenschaftlichen Gelder ab und setzt
1) Tugan-Baranowskij „Die sozialen Grundlagen des Genossenschafts-
wesens‘‘, (russ.} S. 170—181.