102 ERSTER TEIL: GEOGRAPHISCHE GÜTERLEHRE
Hundertteile der Welterzeugung gestiegen. Im Erntejahre 1927/28 betrug sie
rund 37% der auf 25,3 Mill. t berechneten Weltzuckerernte. Doch wird sie
voraussichtlich ihren alten Vorrang niemals wiedergewinnen,
Alle Zucker bauenden Länder haben einen starken Eigenverbrauch,
und nur die Großerzeuger vermögen erhebliche Mengen zu exportieren.
Die Hauptausfuhrländer für Rohrzucker sind Kuba und die übrigen
Antillen, Hawaii, die Philippinen und Java mit Madura, während das
dichtbevölkerte Indien noch erhebliche Mengen einführen muß. Von
den Rübenländern hatte vor dem Kriege Deutschland die größte Aus-
fuhr, namentlich nach England, aufzuweisen; ihm folgten Österreich-
Ungarn und Rußland. Jetzt steht die Tschechoslowakei sehr erheblich
vor den Niederlanden, Frankreich, Polen und Deutschland. — Be-
merkenswert sind die Unterschiede im Verbrauch des Zuckers bei
den verschiedenen Völkern. Engländer und N. ordamerikaner, sodann die
nordeuropäischen Völker sind die stärksten Zuckeresser (vgl. Abb. 76).
Die Vorliebe für süße Speisen und Getränke mag die Ursache dafür sein.
Daraus erklärt sich, daß die Union und England weitaus die
wichtigsten Zuckereinfuhrländer sind. Auffallend ist andrerseits
der geringe Zuckerverbrauch zum Beispiel in den südeuropäischen Län-
dern, deren Bewohner in der Fülle stark zuckerhaltiger Früchte einen
Ersatz für den künstlich bereiteten Zucker finden (Italiener rund 8 kg).
TABAK
Ein Reizmittel, das sich seit dem Entdeckungszeitalter die ganze
Welt erobert hat, ist der Tabak, eine jener wenigen Kulturpflanzen,
die von Amerika aus in der Richtung nach Osten die Reise um die
Welt vollendeten. — Auch der Tabak ist ursprünglich eine tro-
pische Höhenpflanze. Er hat aber unter allen Tropengewächsen
neben der Kartoffel die größte Anpassungsfähigkeit bewiesen,
denn er wird in Skandinavien bis über 60° hinaus gebaut. Ja, mehr
als die Hälfte der Welternte (im Mittel etwa 1,5 Mill. t) wird heute in
den wärmeren Ländern der gemäßigten Zone erzeugt. Allerdings ist
die Güte des Tabaks wie bei kaum einer anderen Pflanze je nach
den Klima- und den Bodenverhältnissen sehr verschieden. Die besten
Sorten gedeihen in der heißen Zone. Dort liegen die westindischen
und ostindischen Inseln, die die feinsten Tabaksorten liefern. Die
Blätter Kubas (Vuelta da Abajo südwestlich von Habana), Mexikos
und der Nordostküste von Sumatra werden am meisten geschätzt,
‚In bezug auf
die Menge steht
heute die Union
obenan, die vor
allem in den mitt-
leren Oststaaten
$,mehrals ein Drittel
der Welternte, er-
heblich mehr als
das gesamte Euro-
pa, hervorbringt.
SS TbaKanbau
1LUCKEFPORNFENÖR
77. Tabak- und Zuckerrohranbau in Westkuba.
(Nach V. Dubat.)