Full text: Weltwirtschaftliche und politische Erdkunde

YI. DIE BERGWERKE DER ERDE 
PETROLEUM (ERDÖL) 
Die weltwirtschaftliche Bedeutung des Petroleums beruht auf seiner 
Verwendung zu Leucht-, Heiz- und Schmierzwecken und wurde durch 
die zunehmende Einbürgerung der Ölfeuerung für Verkehrs- und In- 
dustriemaschinen in den letzten Jahren ganz außerordentlich gesteigert 
(vgl. S. 194). Daraus erklärt sich auch die schnelle Zunahme der 
Petroleum-Weltproduktion, die sich seit 1900 reichlich versechsfacht 
hat und seit 1923 auf mehr als 1 Milliarde Barrels? gestiegen ist. Für 
1927 wird die Weltproduktion mit 173,7 Mill. t angegeben. 
Wie die Kohle, ist das Erdöl ein Mineral organischen Ursprungs. Die heute 
allgemein geltende Ansicht geht dahin, daß es aus den Fettresten einer unter. 
gegangenen Tierwelt durch Destillation infolge der natürlichen Erdwärme in Ver 
bindung mit dem in der Tiefe herrschenden Druck entstanden ist. In manchen 
Fällen dürften auch fetthaltige Pflanzen, namentlich Wasserpflanzen, das Material 
geliefert haben. 
Petroleum tritt ähnlich wie die Kohle sowohl in jungen wie in alten 
Gesteinsschichten auf. Die jüngeren, meist dem Tertiär, aber auch der 
Kreide angehörigen Lager finden sich vor allem in den schwach ge- 
falteten Vorländern der jungen Faltengebirge. Sowohl der meridionale 
Faltenzug der Neuen Welt, wie der westöstliche Eurasiens sind reich 
an Petroleumvorkommnissen (westliche Union, Mexiko, Südamerika — 
karpatische, kaukasische, persische, indische Lager). Neben diese „Falten: 
lager“ treten die an Zahl geringen, aber an Ausdehnung und Bedeutung 
großen „Tafellager“ in nahezu ungestörten geologischen Schichten 
des Altertums der Erde. Ihnen gehören die riesigen Lager im Öst- 
lichen und mittleren Teile der Vereinigten Staaten an. — Die Träger 
des Erdöls sind in der Regel stark durchlässige, also leicht durchdring- 
bare Gesteine, wie Sande, Sandsteine, gewisse Kalke usw. 
Vielenorts tritt das Petroleum in reichfließenden natürlichen Quellen 
zutage, so im Bakugebiet, in Texas und an anderen Stellen der Union, 
in Mexiko. Meist. aber wird es durch Brunnen gewonnen, deren An- 
lage in manchen Feldern ganze Wälder von Bohrtürmen entstehen 
ließen. Die mit den Petroleumlagern verknüpften Gase entweichen 
dem Boden stellenweise in großer Masse, so auf der Halbinsel] 
Apscheron am Kaspisee, im Ohiobecken und im Staate Oklahoma 
(U. 8. A.). Dort stellen sie als Lieferanten von Heiz-, Koch- und 
Leuchtgas eine wichtige Bezugsquelle für die Industriefeuerung sowie 
für die Haushaltung und die Gasversorgung zahlreicher Städte dar. 
Bei ihrer leichten Entzündbarkeit erzeugen die Gasquellen häufig die 
bekannten natürlichen Feuer. Ein solches soll bei Baku bereits seit 
dem 10. Jahrhundert brennen. 
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Rußland als Erdölproduzent 
führend. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts traten: an seine Stelle die 
Vereinigten Staaten mit rasch steigenden Förderziffern, die gegen- 
wärtig fast drei Viertel der Weltförderung darstellen. Bis 1917 be- 
hauptete Rußland den zweiten Platz, stand aber bereits in scharfem 
Wettbewerb mit dem neuerschienenen Ölstaat Mexiko, der nach dem 
Zusammenbruch des Russischen Staates dessen Ölproduktion schnell 
1 Barrel = 1,59 hl. 1 Millarde Barrels = etwa 140000 t.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.