VII. DIE STÄTTEN DER INDUSTRIE ) 151
deutschen Gebirgsländern werden zahlreiche Wasserkräfte zu indu-
striellen Zwecken ausgenützt und immer neue durch Anlage von
Stauweihern und Talsperren erschlossen. Ganz besonders reich an
natürlichen Wasserkräften sind die Vereinigten Staaten. Die berühmte
„Fallinie“, die die Grenze zwischen dem Appalachenvorland einer-
seits, der atlantischen Niederung und Golfniederung anderseits bildet,
ist zugleich eine Linie blühender Industriestädte und namentlich
großer Baumwollspinnereien geworden. Afrika, für dessen große, ihre
Wassermengen aus den Tropen erhaltende Ströme der Reichtum an
Katarakten kennzeichnend ist, hat noch einen ungeheuren Vorrat un-
genützter Wasserkräfte.
Für die auf ununterbrochene Regelmäßigkeit der Arbeit eingestellte Indu-
strie ist es wichtig, daß die als Antrieb benutzte Wasserkraft das ganze Jahr
möglichst in gleicher Stärke zur Verfü-
gung steht. Daher sind die Flüsse der
Tropen, der Subtropen, der Monsun- und
Mittelmeerländer mit ihren gewaltigen
jahreszeitlichen Schwankungen von Haus
zus für die Erzeugung industrieller Kraft
weniger geeignet als die Flüsse der ge-
mäßigten Zone, namentlich ihrer ozeani-
schen. Bezirke'. Indessen die moderne
Technik hat jenen Mangel beseitigt, in-
dem sie durch Einbau großer Sammel-
vecken in den Zeiten hohen Wasser-
standes die Wasserkraft gleichsam auf-
speichert für die trockene Periode des
Jahres.
Trotz der vielfachen und noch
immer zunehmenden Verwendung
der Maschine hat die moderne In-
dustrie große Menschenmassen
nötig, teils zur Bedienung der Ma-
schinen, teils zu Hilfstätigkeiten, die
maschinell noch nicht oder nur in
anvollkommener Weise ausgeführt
werden können. Daher vermögen
sich dünnbevölkerte Staaten auch
unter sonst günstigen Bedingungen nicht zu Industrieländern zu ent-
wickeln. Dafür bieten Länder wie Australien, Südsibirien, Brasilien u. a.
Beispiele. Allerdings wird mit der zunehmenden Mechanisierung der
Industriearbeit der Bedarf an Arbeitskräften immer geringer. Jeden-
falls bietet aber eine dichte Bevölkerung meist billigere Arbeitskräfte
13%.
1 Doch gibt es auch Ausnahmen von dieser Regel. Der Kongo verläuft ost-westwärts der-
artig in der Nachbarschaft des Äquators, daß die mit dem Hochstand der Sonne verbundenen
Hauptregenmengen im Gang des Jahres fortlaufend seine südlichen, dann seine östlichen und
schließlich seine nördlichen Zuflüsse und darauf wieder bei umgekehrter Reihenfolge die östlichen
ınd südlichen in ununterbrochener Folge speisen. Daraus ergibt sich für den Hauptstrom eine große
Regelmäßigkeit der Wasserführung. Da er außerdem reich an Katarakten und Stromschnellen ist,
st er geradezu das Ideal eines kraftspendenden Flusses, wenn "auch andere Umstände diesen Vor-
zug bis jetzt noch nicht in Erscheinung treten ließen.