ZWEITER TEIL
DER VERKEHR
DIE WESENTLICHEN MERKMALE DES GEGENWÄRTIGEN
GROSSVERKEHRS
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eroberte der Verkehr nach und
nach die gesamten bewohnten Erdräume und die dazwischenliegenden
Meeresflächen. Er wurde zum Weltverkehr. Diese Entwicklung
stützte sich auf die Ausgestaltung und Vervollkommnung der modernen
Verkehrsmittel, die bei ihrer großen Geschwindigkeit auch die weitesten
Entfernungen zu überwinden vermögen. Eisenbahn, Dampfschiff
und elektrischer Draht, in neuester Zeit auch Auto und Flug-
zeug, sind die Träger des neuzeitlichen Großverkehrs, und nur als
Zubringer zu dessen Bahnen haben in manchen Ländern noch Träger,
Last- und Zugtiere eine gewisse Bedeutung. Zugleich zeichnen sich
jene Verkehrsmittel im Vergleich zu denen alter Zeit durch die Fähig-
keit aus, Güter, Personen und Nachrichten in großem Umfange zu
befördern. So ist der heutige Verkehr ein Welt-, Schnell- und
Massenverkehr. In der Eroberung des Luftmeeres durch den Flug-
verkehr ist das Anfangsstadium bereits überwunden, indem heute
schon große Teile der Erdoberfläche von regelmäßig beflogenen Per:
sonen- und Postfluglinien überspannt sind.
IL. DER LANDVERKEHR
MITTEL DES LANDVERKEHRS AUSSER DEN
EISENBAHNEN
Besonders in den wirtschaftlich wenig entwickelten Erdräumen
herrschen vielfach noch Verkehrsmittel ursprünglicher Art vor.
In den subpolaren Ländern Europas, Asiens und Amerikas ist der
Schlittenverkehr üblich. Hunde und Renntiere sind die Zugtiere.
Manchenorts dient ais Verkehrsmittel der Karawanenwagen. Eı
wird in Südafrika und Südamerika, auch in Vorderindien mit Ochsen
bespannt, im nördlichen China dagegen wie im südlichen Sibirien,
in Rußland und Nordamerika von Pferden gezogen. Für den Wagen-
verkehr werden in Italien Pferde, Maultiere oder (so in Süditalien)
schnelle Rinder benutzt. In China, Japan, auch an der Ostküste
Afrikas bedient man sich leichter zweirädriger, von Kulis gezogeneı
Wagen, sogenannter Rikschas. Die ursprüngliche Heimat dieses von
Menschen bewegten Gefährts bilden bezeichnenderweise die dicht-
bevölkerten Länder mit einem Überfluß an menschlicher Arbeitskraft
bei verhältnismäßigem Mangel an Zug- und Tragtieren. — Für Ge-
birgsländer ohne Kunststraßen ist der Verkehr durch „Saumtiere“*
wichtig. Maultiere, Maulesel, Esel und Pferde tragen hier die Lasten.
Gleiche Dienste leistet in Wüstengegenden das mit 150 bis 200 kg be-
lastbare Kamel, das in einer Stunde etwa 4 bis 5 km zurücklegt. In
Tibet wird es durch den Jak, in den südamerikanischen Anden durch
1 Saum =— Last (nicht etwa schmaler Weg).