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EINLEITUNG
schließlich an eine unüberschreitbare Grenze in bezug auf die wirt-
schaftliche Ausnutzung des Wohngebietes. Dann muß bei weiterem
Wachstum die überschüssige Bevölkerung durch Auswanderung oder
Eroberung neuen Landes sich neuen Lebensraum und damit neue
Existenzbedingungen schaffen. Damit werden die dichtbevölkerten
Gebiete der Erde auch Ausgangspunkte der wirtschaftlichen Entfaltung
neuer, bisher für die menschliche Wirtschaft mehr oder weniger brach-
liegender Erdräume.
Rassen. Aber der Grad der wirtschaftlichen Ausnutzung eines
Erdraumes hängt nicht nur von der Zahl der ihn bewohnenden Men-
schen ab, sondern auch von ihrer Art und ihren Fähigkeiten, die in
ihren Rassenmerkmalen beschlossen sind. Da spielen zunächst die
klimatischen Verhältnisse eine wichtige Rolle. Sowohl die Bewohner
der gemäßigten Krdstriche, wie die der heißfeuchten Tropen sind in
ihrer Verbreitung und noch mehr in ihrer wirtschaftenden Tätigkeit
stark abhängig, wenn nicht überhaupt begrenzt durch den Zwang der
Rücksichtnahme auf das Klima der Erdräume. So können fast alle
tropischen Kulturen, von denen heute viele für die Gesamtheit der
Menschheit eine wichtige Rolle spielen, wie Kaffee, Kakao, Tee, tropische
Früchte, viele Drogen u. a., nur von den Eingeborenen der betreffenden
Erzeugungsländer erbaut werden. Andrerseits sind die Völker heißer
Erdstriche meist nicht imstande, die ohne größere Unterbrechung sich
vollziehende, oft intensive Aufmerksamkeit erfordernde Arbeit in den
geschlossenen Fabriksälen der Industrie zu leisten. Die höher ent-
wickelten Stufen der Wirtschaft setzen im allgemeinen bei ihren Trägern
ein großes Maß von Intelligenz, von geistiger Reife voraus. Die
Wohngebiete der weißen und in einzelnen Fällen auch der gelben Rasse
sind deshalb im großen und ganzen die Gebiete höherentwickelter
Wirtschaftsformen. Dafür sprechen nicht nur die Bergbau- und In-
dustriewirtschaft dieser Gebiete, sondern auch die häufig auf wissen-
schaftlicher Grundlage betriebene Bewirtschaftung des Bodens, sei es
im Ackerbau oder auch in der Tierpflege.
Schließlich sind den verschiedenen Rassen auch bestimmte Fähig-
keiten eigen, die ihnen in der wirtschaftlichen Tätigkeit zugute kommen.
Dem Amerikaner und Engländer rühmt man besonderen Unternehmungs-
geist, den Deutschen und Skandinaviern Gründlichkeit und Zuver-
lässigkeit in der Arbeit, den Armeniern, Griechen und Juden hervor-
ragende Fähigkeiten zum vermittelnden Händler nach. Solche besondere
Begabungen — wohl eine Folge langer Tradition — lassen sich auch
für einzelne Wirtschaftszweige nachweisen. Die Italiener sind als gute
Erdarbeiter, die Bulgaren als Gärtner und Gemüsebauer, die Tschechen
Böhmens als gute Schneider und -Schuhmacher und als geschickte Glas-
bläser bekannt. Die meisten Darmsaitenfabriken der Welt wurden
ursprünglich von Bewohnern aus dem Musikinstrumenten-Industrie-
zebiet des oberen Vogtlandes eingerichtet.
Wirtschaftsstufen und Wirtschaftsformen. Das Maß der wirt-
schaftlichen Entwicklung eines Erdraums, der Grad, in dem seine
Bewohner einerseits die Natur nach Stoffen und Kräften auszunutzen.