198 ZWEITER TEIL: DER VERKEHR
Gruppe. von annähernd 1 Mill. R.-T. zusammen. — In England sind gegen-
wärtig die größten Vereinigungen der „P. and O“.-Konzern, der 14 Gesell-
schaften mit 2,5 Mill. R.-T. unter Führung der Peninsular and Oriental Steam-
Navigation. Co. zusammenfaßt, und der Konzern der Royal Mail Steam
Packet Co. mit 28 Gesellschaften und ebenfalls rund 2,5 Mill. R.-T. Kleinere
englische Vereinigungen sind der Cunard-Konzern (1,25 Mill. R.-T.) und die
Ellerman Lines (über 1 Mill. R.-T). — In Frankreich sind die Compagnie
Generale Transatlantique, die Fabre-Linie und Chargeurs Reunis
die führenden Konzerne. In Japan hat die Nippon-Yuson-Kaishalinie
überragende Bedeutung.
Auch unter sich treten die großen Konzerne vielfach wieder in
Verbindung durch zeitweilige Betriebsgemeinschaften.. auf bestimmten
Linien oder für gewisse Verkehrsgebiete. Solche Abmachungen schließen
auch Gesellschaften verschiedener Länder miteinander ab. So standen
die Hapag und der Norddeutsche Lloyd zeitweise mit amerikanischen
Gesellschaften, die erstere auch mit dem russischen Staate in einem
„Gemeinschaftsdienst“, englische und französische Gesellschaften orga-
nisierten einen gemeinschaftlich betriebenen Verkehr auf atlantischen
Routen.
Schnelligkeit und Größe der Seeschiffe, Der Seeverkehr ist an
Schnelligkeit der Binnenschiffahrt weit überlegen, erreicht aber
andrerseits bei weitem nicht die Geschwindigkeit des Eisenbahnverkehrs.
Selbst die schnellsten Passagierdampfer, die „Windhunde des Ozeans“,
erzielen nur eine Stundengeschwindigkeit von 221—25% Sm oder 41 bis
48 km, das ist also kaum die Schnelligkeit eines beschleunigten Personen-
zuges. Die durchschnittliche Geschwindigkeit der Überseedampfer ist
aber viel geringer und je nach Bauart und Zweck des Schiffes sehr
verschieden. Wie bedeutend allerdings die Zunahme der Geschwindig-
keit im Seeverkehr im Verlauf der Jahrhunderte gewesen ist, läßt die
Tatsache erkennen, daß Kolumbus zur Überquerung des Atlantischen
Ozeans 70 Tage brauchte, und daß der erste Dampfer noch 24 Tage
fuhr, während unsere heutigen Eildampfer die Fahrt von England
nach der Union in durchschnittlich 5—6 Tagen zurücklegen,
Segler fahren, wenn sie genügend Wind haben, nicht langsamer als normale
Frachtdampfer und mittlere Passagierdampfer, und große Segler erreichen bei
zutem Wetter und günstigem Wind Geschwindigkeiten von 17 Sm = 31,5 km.
Allerdings vermindert sich ihre mittlere Geschwindigkeit, wenn sie bei großen
Reisen den Kalmengürtel der Tropen oder die windstillen Gebiete der Roß-
breiten zu durchqueren haben. Andrerseits sind auch die technisch bestaus-
gerüsteten Dampfer nicht ganz unabhängig von den meteorologischen und
Izeanographischen Verhältnissen und erreichen bei widrigem Wind, hohem
Seegang und ungünstigen Meeresströmungen bei weitem nicht ihre Höchst-
geschwindigkeit. Einer beliebigen Steigerung der Geschwindigkeit ist übrigens
namentlich ‘bei den Frachtdampfern dadurch eine Grenze gesetzt, daß sich durch
den Einbau größerer und stärkerer Maschinen der Nutzraum und damit die
Rentabilität des Schiffes entsprechend vermindert, Die schnelle Zunahme der
mit Dieselmotoren angetriebenen Ölbrenner beruht darauf, daß in diesen der
Raum für Maschinen und Betriebsstoff im Verhältnis zum Laderaum viel ge-
einger ist als bei den Dampfern mit Kohlenfeuerung.
Die Größe der Seeschiffe ist im Durchschnitt viel geringer, als
man gewöhnlich annimmt: sie betrug im Jahre 1912 selbst bei den