DER MENSCH IN AUSÜBUNG DER WIRTSCHAFT 17
gabe, die wirtschaftliche Arbeit seiner Einwohner zu schützen. Er
kann es desto besser, je gesicherter seine innere Festigkeit und seine
außenpolitische Macht ist. Fast alle Kriege der Neuzeit sind im letzten
Grunde um die Sicherung oder die Erreichung wirtschaftlicher Belange
geführt worden — sie waren Wirtschaftskriege. Andrerseits beruht die
Sicherheit eines Staates nach innen und außen auf einer gesunden
Entwicklung seiner wirtschaftlichen Verhältnisse. Diese fördert der
Staat durch besondere Maßnahmen, wie Bereitstellung von öffentlichen
Mitteln zur Kultivierung wirtschaftlich noch nicht nutzbarer Boden-
Hächen, Erschließung von Bodenschätzen, Anlage von Verkehrswegen,
Ausbau von Wasserkräften usw.
Insbesondere regelt der Staat auch die überstaatlichen Be-
ziehungen seiner Wirtschaftsträger, den Austausch der Güter in Einfuhr
und Ausfuhr mit anderen Staaten durch Zollgesetze, Handelsverträge,
internationale Verkehrsvereinbarungen u. dgl. Im allmählichen Ausbau
dieser überstaatlichen Beziehungen und mit der Entwicklung des Ver-
kehrs zum Weltverkehr hat sich die Wirtschaft der einzelnen Völker
und Länder zu einer solchen der gesamten Menschheit und der ganzen
Erde, zu einer Weltwirtschaft ausgewachsen. Wie sehr diese eine
Einheit bildet, beweisen die verhängnisvollen Störungen, die das Wirt-
Schaftsleben fast aller Länder durch die gewaltsame Abtrennung ein-
zelner Wirtschaftsgebiete während des großen Krieges erlitten hat,
Störungen, denen sich auch die am Kampf der Waffen nicht beteilig-
ten Staaten nicht entziehen konnten. Daher sind es gerade auch viel-
fach Vertreter und Führer der Wirtschaft, die eine vollkommenere
Annäherung der Völker erstreben und zäh an dem Ziele festhalten,
durch vorbeugende Maßnahmen der verschiedensten Art für die Zu-
kunft zum mindesten eine Verminderung der die Menschen und die
Menschliche Arbeit vernichtenden Kriege zu erreichen. ;
Geistiges Leben und Wirtschaft, Auch zum geistigen Leben der
Völker hat die Wirtschaft die engsten Beziehungen. Wissenschaft
und Technik haben zu allen Zeiten alle Zweige der Wirtschaft in
hohem Maße fördernd beeinflußt. Wir haben oben schon angedeutet,
daß das Eindringen höherer Wirtschaftsstufen in Gebiete primitiven
Kulturzustandes die wirtschaftlichen Verhältnisse ganzer Erdteile —
man denke an Amerika oder Afrika — völlig umgestaltet hat. Die
Sogenannte Maschinenkultur des 19. Jahrhunderts hat nicht etwa nur
die eigentliche Industrie entstehen lassen, sondern auch im Bergbau,
Im Ackerbau und der Viehzucht grundlegende Umstellungen und. un-
Seahnte Fortschritte hervorgerufen. Die auf wissenschaftlicher Arbeit
Srwachsene Züchtung neuer Pflanzen- und Tierrassen, die Bekämpfung
pflanzlicher und tierischer Schädlinge haben die Wirtschaft in hohem
Maße bereichert. — Religionen und Konfessionen haben mit ihren
Anschauungen und Gebräuchen die Wirtschaft fördernd und hemmend
beeinflußt. Religiöse Unduldsamkeit und Religionskriege haben be-
Sonders im Mittelalter die Wirtschaft oft genug schwer geschädigt, andrer-
seits durch die von ihnen veranlaßte Auswanderung religiöser Gruppen
Anderen Ländern wirtschaftliche Entfaltung gebracht. In dem weiten
Kreis der islamitischen Welt wurden Weinbau und Schweinezucht jahr-
Reinhard. Erdkunde.