GEOGRAPHISCHE STAATENKUNDE
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Deutsches Reich 1925 Gr.Britannien 1921 Belgien 1920 Finnland 1920
(ohne Saargebieh (ohne Freistaat Irland) (mit Eupen u. Malmedy}
)tand-uForstw. — /ndustrie u Bergbau 777) Handelu. Verkehr [5] SonstigeBeruft
211. Anteil der Erwerbstätigen an den Hauptberufsgruppen in einigen
europäischen‘ Staaten.
Westen industrielle Staaten aufweist; zur ersten Gruppe gehören nament-
lich Rumänien, Bulgarien, Serbien, Rußland, Polen und auch noch Dänemark.
Dagegen sind vorwiegend industrielle Staaten Großbritannien, Belgien, die
Schweiz und ‚Deutschland. In Deutschland, das auch noch eine bedeutende
Landwirtschaft aufweist, wiederholt sich bezeichnenderweise jene europäische
Zweiteilung im kleinen, indem das ostelbische Deutschland vorwiegend agra-
risch, das westelbische vorwiegend industriell ist. — Das umgekehrte Bild finden
wir in der Union, wo der letzte Census (1920) zum ersten Male ein Über-
wiegen, und zwar ein ziemlich beträchtliches, der industriellen (33,4 %) über die
landwirtschaftliche (26,3 %) Bevölkerung brachte. Hier liegen die industriellen
Staaten im Osten, während sich nach Westen zu das agrarische Gepräge immer
mehr geltend macht. — Die mittel- und südamerikanisohen Staaten
mit ihrer tropischen Plantagenwirtschaft, mit ausgedehntem Ackerbau und großer
Viehzucht in den subtropischen Steppengebieten sind reine Agrarstaaten. Das
gilt auch von China mit seiner intensiven, jeden Fußbreit Erde ausnützenden
Hackbauwirtschaft, während Japan schon mehr zu den Industriestaaten hin-
neigt. — Die in der Hauptsache klimatisch bedingten großen Agrarstaaten oder
vorwiegend agrarischen Staaten sind auch die wichtigsten Rohstoffliefe-
:anten für pflanzliche und tierische Rohstoffe, so Argentinien, Australien und
Südafrika für Wolle; die Union, Ägypten und Indien für Baumwolle; Kanada,
Rußland, Österreich, die Tschechoslowakai für Holz; Argentinien, Rußland,
Kanada, die Union für Leder; Indien und China für Tee, Brasilien und die
mittelamerikanischen Staaten für Kaffee, das englische Westafrika, Ecuador und
Brasilien für Kakao. Dagegen sind natürlich die Lieferanten der mineralischen
Roh- und Kraftstoffe durch die mehr zufällige Verteilung der Nutzminerale
über die Erde bestimmt. Die wichtigsten Rohstofflieferanten nach Menge und
Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse dürften gegenwärtig Kanada, die Vereinigten
Staaten und die südhemisphärischen Staaten Australien, Argentinien und die
südafrikanische Union sein.
Auch die wirtschaftlichen Zusände der Staaten sind dem Wandel
der Zeiten unterworfen. Da die Daseinsbedingungen der Menschheit
in erster Linie auf den Erzeugnissen der Pflanzen- und Tierwelt be-
ruhen, sind die Staaten ursprünglich alle mehr oder weniger agra-
rische, Später tritt aber die Industrie dazu, die größere Bevölke-
rungsmengen ernährt und die Möglichkeit reichlicher Gewinne bietet,
namentlich in den Staaten, in denen sie Rohstoffe findet, die an Ort
und Stelle verarbeitet werden können.
Der Übergang vom mehr agrarischen zum mehr industriellen Gepräge hat
sich bei vielen west- und mitteleuropäischen Staaten namentlich seit Erfindung
der Dampfmaschine vollzogen. Auch Deutschland stand bis zum Kriege in