I. DIE VIEHWEIDEN UND FISCHGRÜNDE DER ERDE 2)
IL DIE VIEHWEIDEN UND FISCHGRÜNDE
DER ERDE
DIE VIEHWEIDEN DER ERDE
Neben dem Brot bilden die wichtigsten Bestandteile unserer täg-
lichen Nahrung Fleisch und Fett, Milch und die daraus bereiteten
Nahrungsmittel Käse und Butter. Alle Länder der Erde züchten
darum Schlacht- und Milchvieh. Die Viehzucht erzeugt neben den
Nahrungsmitteln wichtige Rohstoffe, von denen Häute und nament-
lich die Wolle die bedeutsamsten sind. Viele Länder vermögen heute
ihren Bedarf an tierischen Produkten nicht mehr durch die eigene
Wirtschaft zu decken. Namentlich hat die rasche Verbrauchssteigerung
der dichtbesiedelten Länder Mittel- und Westeuropas -—— Industrie-
Europas — seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts die inter-
nationalen Umsätze an lebendem Vieh, weit mehr aber noch die an
tierischen Fertigprodukten (Gefrier- und Büchsenfleisch, Speck, Molkerei-
produkte) schnell zu weltwirtschaftlich bedeutsamen Mengen an-
wachsen lassen.
Europas Viehhaltung und sein Fleischverbrauch. In Europa
entfallen gegenwärtig auf 1000 Einwohner etwa 270 Rinder, 176 Schweine
und 440 Schafe. Naturgemäß ergeben sich für die einzelnen Länder
große Verschiedenheiten.
Eine Sonderstellung nehmen der extrem ozeanische Freistaat Irland sowie
das wiesen- und gerstenreiche Dänemark ein. In ersterem kommen auf 1000 Ein-
wohner 1330 Rinder, in letzterem 840 Rinder und 867 Schweine. Im Rind:
viehbestand stehen auch die anderen nordischen Länder Norwegen, Schweden
und Finnland sowie die baltischen Staaten erheblich über dem Durchschnitt.
Der Reichtum all dieser Länder an Großvieh hängt wohl damit zusammen, daß
sie im allgemeinen dem Getreidebau nicht mehr sehr günstig sind und daher
verhältnismäßig große Flächen als Viehweiden zur Verfügung haben. Von den
übrigen europäischen Staaten stehen in bezug auf die Rinderzahl Rumänien,
Polen, Holland und Jugoslawien fast genau auf dem Durchschnitt, erheblich
Jarunter außer Ungarn, Bulgarien, Belgien und Großbritannien vor allem alle
Mittelmeerländer, von denen Portugal und Griechenland am Ende der ganzen
Reihe stehen. Die Sommerdürre des mediterranen Gürtels und der damit ver-
oundene Futtermangel erklären diese Tatsache. Die anderen Staaten des außer-
nordischen Europa, also auch Deutschland, stehen mit ihrem Rinderbestand
etwas über dem Durchschnitt, die Schweiz kommt ihm mit der Zahl 251 nahe.
Schweinezucht und Schafzucht scheinen sich in den europäischen
Ländern bis zu einem gewissen Grade zu ergänzen und zu ersetzen. Deutsch-
land z. B. mit seiner den europäischen Gesamtdurchschnitt um fast 100 % über-
"agenden Schweinehaltung (306 gegen 176) steht in der Schafzucht mit an
letzter Stelle (61 gegen 440), ähnlich liegen die Dinge in Dänemark, Belgien,
Holland und der Schweiz, während die Ziffer für Schafe in England fast das
Zehnfache, in Bulgarien das Neunfache, in Spanien und Italien das Fünffache,
in Portugal und Rumänien das Vierfache der Ziffer für Schweine ausmacht.
Deutschlands Schlachtviehbestand hat durch die im Kriege
infolge Futtermangels geschehenen großen Abschlachtungen, namentlich
an Schweinen, und durch die uns im Versailler Vertrag auferlegten
Viehlieferungen eine große Einbuße erlitten, ist aber hinsichtlich der
Rinder und Schweine wieder in kräftiger Aufwärtsbewegung begriffen.