86 ERSTER TEIL: GEOGRAPHISCHE GÜTERLEHRE ;
Bestände im atlantischen We steuropa. Dort mag die Ausbreitung des Acker-
baus und der Industrie zusammen mit dem ozeanischen Klima (vgl. S. 75) die
Ursache der Waldarmut sein. In den Mittelmeerländern beträgt die Wald-
vedeckung 10 (Spanien) bis 16% (Italien)*. Dagegen macht das Waldkleid
Dänemarks und der Niederlande nur rund 8%» das Großbritanniens 5% und
das Irlands nur 1,4% von der Gesamtfläche aus.
Aus dem Gesagten erklärt sich, daß die große Mehrzahl der euro-
päischen Staaten heute den Bedarf an Bau- und Nutzholz nicht mehr
aus den eigenen Forsten zu decken vermag. Die waldreichen Gebiete
des Nordens und Ostens sind die Hauptlieferanten für den Westen.
In Mitteleuropa vermögen nur einige Länder der ehemaligen Donau-
monarchie beträchtliche Mengen abzugeben. Schon früh hat es aber die
oillige Schiffsfracht Kanada und den Vereinigten Staaten ermöglicht,
in der Holzversorgung Westeuropas, besonders Englands, Frankreichs
ınd der Niederlande, in erfolgreichen Wettbewerb mit den nordost-
suropäischen Holzländern zu treten. Mehr als ein Fünftel des Bedarfs
ler genannten westeuro-
päischen Länder wurde
schon vor dem Krieg von
Amerika gedeckt.
Außerordentlich groß
sind die Unterschiede der
sinzelnen Länder im Holz-
verbrauch pro Kopf der Be-
völkerung. In erster Linie
hängt diese Tatsache damit
zusammen, daß in den wald-
:eichen Ländern das Holz
eine vielmannigfachere Ver-
wendung findet als in wald-
armen. Dort wird es noch
allgemein zum Hausbau und Brückenbau sowie zur Feuerung verwendet, hier
nur in Fällen, in denen es nicht durch Stein, Eisen, Kohle ersetzt werden kann,
z. B. im Bergbau, zur Papierbereitung, in der Tischlerei.
Dem nordischen Gürtel noch zuzurechnen, aber im Süden bereits
der Übergangszone angehörend, sind die zum Teil erst neuerdings
erschlossenen Wälder Japans, das namentlich auf Jesso und dem
nördlichen Nippon noch eine bedeutende Waldbedeckung aufweist,
außerdem große Waldgebiete in Korea und der Mandschurei besitzt
oder unter seiner Kontrolle hat. Während es einerseits Holz an das
waldarme China abgibt, führt es doch seit einiger Zeit für seinen
starken industriellen Bedarf Holz aus Rußland und Amerika ein. Das
südliche Japan besitzt im Kampferbaum, Lackbaum und den Bam-
busen wertvolle Vertreter des Baumwuchses.
Aus den Wäldern des tropischen Gürtels werden bis jetzt im all-
gemeinen nur wertvolle Edelhölzer oder für besondere Industriezwecke wichtige
Holzarten ausgeführt. So erhalten wir das echte Mahagoni aus dem tro-
pischen Amerika, vor allem aus Mittelamerika und Westindien. Als Ersatz
SE"
1! In diesen Zahlen sind aber erhebliche Buschwaldflächen eingeschlossen, die keinen oder
nur sehr geringen Holznutzwert haben.