Full text: Weltwirtschaftliche und politische Erdkunde

ERSTER TEIL: GEOGRAPHISCHE GÜTERLEHRE 
und besonders wieder in dessen nördlichen Regionen. Neben den 
Waldtieren liefern aber auch gewisse Bewohner des Feldes und des 
Wassers und manche Haustiere beträchtliche Mengen wertvoller Pelze, 
In der Entdeckungsgeschichte hat die Suche nach neuen Jagdgründen eine 
große Rolle gespielt, Um der köstlichen Pelze willen ist Sibirien in einem 
Zeitraum von siebzig Jahren (Ende des 16. und erste Hälfte des 17. Jahr- 
hunderts) bis an das Ochotskische Meer von den Russen durchzogen und 
robert worden, und zur Erweiterung unserer Kenntnisse vom Innern des nörd- 
lichen Nordamerika haben die kanadischen „Waldläufer“ und amerikanischen 
„Trapper“ wesentlich beigetragen. 
Die wichtigsten Pelzträger. Von den zahlreichen Pelztierfamilien 
liefern die Marderarten, die Füchse, die Nagetiere, gewisse 
Beuteltiere, das Murmel und die Ottern die zahlreichsten und 
wertvollsten Pelze. Daneben kommen die Katzen, Bären, Wölfe, 
Robben, Lämmer, Fohlen und andere Tiergattungen als Pelzlieferanten 
in Betracht. Die höchsten Zahlen erreichen, abgesehen von den ge- 
züchteten Lämmern und Kaninchen, das sibirische Eichhörnchen 
im Handel „Feh“), die Bisamratte, der Polarhase, das Opossum, 
sine Beuteltierart, und das asiatische Murmel. Mehrere Millionen von 
Fellen jedes dieser Tiergattungen kommen jährlich in den Handel. — 
Aber fast alle Pelztierfamilien zeigen infolge der maßlos gesteigerten 
Verfolgung, die mit einer gewaltigen Preiszunahme aller Pelzwaren 
zusammenhängt, eine schnelle Abnahme. Zwar wurden von den be- 
jeiligten Regierungen für die wertvolleren Pelztiere neuerdings Schon- 
zeiten angeordnet, aber die Kontrolle darüber in den weitentlegenen 
Jagdgebieten und Pelzmärkten ist schwer. Die Art, wie z. B. nach 
dem Kriege die Jagd in fast ganz Sibirien, dem wichtigsten Pelzgebiet, 
betrieben wurde, bedeutete‘ eine sinnlose, unmenschliche Ausrottung 
des Wildes. Andrerseits ist man in Nordamerika schon seit Ende 
des 19. Jahrhunderts dazu übergegangen, einen der wertvollsten Pelz- 
iräger, den polaren Fuchs, planmäßig zu züchten. Kanada hat auf 
der Prinz Edward-Insel mehr als 1000 Silberfuchsfarmen, während 
die Union die Zucht von Blaufüchsen auf den Pribilowinseln, 
len Aleuten und den Inseln an der Südküste Alaskas im großen 
betreibt, wobei die Abfälle der Canneries (s. S. 55) als Hauptnahrung 
für die Füchse dienen. Die guten Erfolge Nordamerikas haben neuer- 
dings auch zu Versuchen in der Schweiz, im Algäu, in den Vogesen und 
im Schwarzwald, im Erzgebirge, im Harz und in Thüringen geführt. 
Die höchsten Preise werden für den sibirischen Silberfuchs und für 
den an den Küsten des Ochotskischen Meeres lebenden Seeotter bezahlt. 
Aber auch der sibirische Zobel, das Hermelin, die Pelzrobbe (Sealskin), 
verschiedene andere Fuchsarten, der nordamerikanische Biber, die Chin- 
>hilla, eine peruanische Maus, stehen sehr hoch im Wert. 
Herkunftsländer. Da die wertvollen Pelztiere die Wälder der 
kühleren und kalten Länder bewohnen, sind die großen Waldgebiete 
Nordamerikas, Nord- und Ostasiens und Europas, besonders 
Rußlands, die Hauptlieferanten des Pelzmarktes. Der nordische 
Waldgürtel ist also auch in dieser Beziehung anderen Waldgebieten 
überlegen. Sehr viele Pelzarten, wie Füchse, Marder, Luchse, Katzen, 
Dachse, werden von jedem der genannten drei Hauptgebiete geliefert,
	        
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