Full text: Wirtschaftssymptome

Auffassung (Müller-Oerlinghausen auf der Industrietagung) nicht 
ganz das Richtige, weil z.B. in Preußen, das. ja zwei Drittel der 
gesamten Sparkasseneinlagen stellt, Aufwertungsbeträge nicht 
in der Sparkassenstatistik erscheinen. In Bayern ist dies der 
Fall, jedoch getrennt und äußerlich ersichtlich. Aber in manchen 
Fällen wird zweifellos die Herkunft überhaupt nicht einwandfrei 
erkennbar sein. Noch problematischer sind die Bank- 
kreditoren in dieser Beziehung, vor allem, weil in ihnen 
ein Teil unsıer kurzfristigen Auslandverschuldung enthalten ist. 
Man schätzte diesen Anteil früher mit 80-35% ein, jetzt ist er 
wahrscheinlich höher, da bei dem Mangel an langfristigem 
Leihkapital bekanntermaßen vielfach zu dem Mittel der kurz- 
fristigen Kreditaufnahme im Ausland ‚gegriffen wurde. Wieweit 
die im abgelaufenen Jahr begonnene Sparkontentätigkeit der 
Banken schon Erfolg gehabt hat, ist vorläufig nicht zu ersehen, 
zweifellos sind aber hier echte Sparkapitalien in der Bildung 
begriffen. Freilich müssen sie vorerst als gering veranschlagt 
werden. Eine Schätzung des Sparkontenbestands Ende 1928 
bei der Deutschen Bank nahm ungefähr den Einlagebestand 
einer mittlern Sparkalle an, das wären etwa 5 Mill. RM, und 
Ende 1929 kann man diesen Posten bei der DD-Bank vielleicht 
auf 12 Mill. RM veranschlagen. 
Schließlich seien als weiteres wichtiges Kapitalsammelbecken 
der Wirtschaft die Versicherungsgesellschaften 
erwähnt. Einen guten Neuzuwächs im Geschäft zeigen die 
Lebensversicherungsgesellschaften, die dementsprechend ihre 
Kapitalanlagen bedeutend vermehren konnten: die privaten 
von 1021 auf 1345, die öffentlichen von 120 auf 166 Mill. RM 
in den ersten zehn Monaten des Jahres. Auch hier hat sicher- 
lich echte Kapitalneubildung stattgefunden; interessant ist aber 
ein Hinweis in der letzten Uebersicht des statistischen Reichs- 
amts: danach waren nämlich die neugewährten  Voraus- 
zahlungen und Darlehen auf Policen bemerkenswert hoch 
{7,7% der Neuanlage), Hier kommt der zunehmende Kredit- 
bedarf des Versicherungsnehmers zum Ausdruck, und es findet 
durch die starke Beleihung von Policen (vorwiegend zu Ver- 
brauchszwecken!) volkswirtschaftlich gesehen eine Rück- 
verwandlung von Geldkapital in Einkommen 
statt. Also haben wir auch hier wieder einen Umschichtungs- 
prozeß, der das Bild der wirklichen Kapitalbildung trübt. 
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