Full text: Wirtschaftssymptome

nicht in Frage kommt. Das Schwergewicht der deutschen Tramp- 
schiffahrt liegt allerdings im Nord-Ostseegeschäft, das 
während der größern Zeit des Jahres infolge der guten Holz- 
frachten recht einkömmlich war. Dagegen haben die 
nach dem La Plata fahrenden Trampreedereien erhebliche V er- 
luste erlitten, denn die Erhöhung der Kohlenfrachten von Eng- 
land machte den Ausfall nicht wett, der durch die Heimfahrt in 
Ballast entstand. 
Störungen 
Die Zusammenschlüsse von Erzeugergruppen wirkten sich in 
gewissem Sinn ungünstig im Frachtgeschäft aus. Dem Großver- 
lader gegenüber zeigen die Reedereien größeres Entgegen- 
kommen, wobei gelegentlich der Grundsatz der Konferenzen, in 
allen Fällen an den verabredeten Raten festzuhalten, leidet. 
Aber auch im heimkehrenden kartellfreien Geschäft zeigen sich 
gewisse bedrohliche Ansätze. So hat der Zusammen- 
Schluß in der chilenischen Salpetererzeugung die Stellung der 
Erzeuger so weit gefestigt, daß sie einen EinIluß auf die 
Frachtsätze ausüben können. In der afrikanischen Palm- 
kernausfuhr tritt diese Entwicklung noch schärfer zutage: 
Hier ist den deutschen Gesellschaften und den andern Mit» 
gliedern der Konferenz das Geschäft dadurch gestört, daß 
zwischen der Margarine Unie als Großverbraucher und der 
bedeutendsten afrikanischen Handelsgesellschaft ein Abkommen 
über die Palmkernausbeute. zustande gekommen ist. Diese 
Gruppe hat versucht, den Konferenzreedereien Frachtbedingungen 
vorzuschreiben und hat nach Ablehnung durch die Konferenz 
mit eignen und gecharterten Dampfern die Palmkernbeförderung 
in eigne Regie genommen. Zunächst handelt es sich bei diesen 
Fallen nur um lokale Störungen, immerhin lassen sich ge- 
wisse Tendenzen erkennen, deren Auswirkungen einmal ge- 
fährlich werden könnten. 
Bedenklicher sind die zurzeit wieder sehr starken Bestre- 
bungen protektionistischer Art. Die deutschen Ge- 
sellschaften haben bereits das Geschäft von Nordamerika zum 
Mittelmeer und nach Skandinavien an die dort ansässigen 
Reedereien verloren. Namentlich die Entwicklung der italie- 
nischen Schiffahrt zeigt den starken Erfolg des planmäßigen 
nationalen Schiffahrts-Protektionismus. Mit großem Ernst 
müssen besonders die amerikanischen Bestrebungen verfolgt 
werden, die unter der Losung „Amerikanische Güter und ameri- 
kanische Reisende auf amerikanischen Schiffen“ angesichts der 
psychologisch günstigen Voraussetzungen zur Vergröße: 
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