Full text: Wirtschaftssymptome

den Planwirtschaft haben kann, nämlich die Vermeidung 
von Krisen zu gewährleisten. Bis zum Überdruß 
haben wir die Deklamationen von Räteführern aller Grade 
anhören müssen, daß die russische Wirtschaft, worunter man 
hier geflissentlich immer. gern die Industrie verstehen 
möchte und von dieser auch nur den verstaatlichten 
Ausschnitt, im letzten Wirtschaftsjahr die unerhörte 
Steigerung der Gesamterzeugung von 24 v. H. aufzuweisen 
habe. Weniger gut hört es sich an, daß in der gleichen Periode 
der Geldumlauf um 41 v. H. gestiegen ist, und daß 'es 
anscheinend kein Mittel gibt, dies Verhältnis zu ändern. Dazu 
muß hier betont werden, daß untrügliche Beweise für die 
Unrichtigkeit der Zuwachszahl von 24 v. H. für die Erzeugung 
vorliegen; denn der Ruckgang der volkswirtschaftlich sehr 
erheblichen Handwerks- und Hausgewerbeerzeugung, der 
systematisch. bewirkt wird, ist nicht berücksichtigt. 
Den Erfolg der Getreideaufbringung, mit schärfster 
Anwendung der Methode der Prodaswjerstka (gewaltmäßige 
Eintreibung von Lebensmittelkontributionen bei den Bauern) 
erzielt, hat man mit dem Verzicht breitester landwirtschaft- 
licher Erzeuger auf weiteres individuelles Schaffen bezahlt. 
Das vielgerühmte „Hineinströmen“ der Bauern in die Kollektiv- 
wirtschaften, die ja nur dann - einen wirtschaftlichen Sinn 
haben, wenn sie rationeller erzeugen als der Aatomisierte 
Zwergeinzelbetrieb, wird deshalb zum Verhängnis. 
weil die Anzahl der mit Traktoren ausgestatteten Kollek- 
tivwirtschaften von 20 auf 12 bis 13 v. H. zurück- 
geganaen ist. 
Der Viehbestand ist in den letzten Monaten nach fach- 
männischem Urteil auf die Hälfte gesunken. Der amtlichen 
Behauptung, daß die Herbstaussaatfläche um 5. v. H. gestiegen 
sei, stehen Kinzelnachrichten gegenüber, so z. B. aus dem Mos- 
kauer Gau, wonach sie um 4 v. H. zurückgegangen ist. Trotz 
des angesammelten Reservefonds von 2 Millionen Tonnen Ge- 
treide ist auch bei selbstyerständlicher Beibehaltung des 
Kartensystems für die Lebensmittelversorgung des 
nächsten Jahres mit elementaren Ernährungsschwierigkeiten 
zu rechnen. Der amtliche Großhandelsindex 
weist nur eine Steigerung von drei Punkten gegenüber dem 
Vorjahr auf, der private Kleinhandelsindex aber eine solche 
von über 60 Punkten. Letzterer aber beeinflußt zu 25 
bis 75 v. H, den Haushalt selbst des Arbeiters, in weit höherm 
Maße den des Bauern. Die von den Gewerkschaften errechnete 
Steigerung des Reallohns um 13 v. H. läßt sich nur dann 
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