IN, Warum hat der Kapitalimport den Zins nicht gesenkt? 105
haltung oder gar Erhöhung des Diskonts zwingt. Oder
umgekehrt ausgedrückt: würde der Diskont nicht hoch-
gehalten, so würden der Bank zu Import oder Re-
parationszwecken noch mehr Devisen entzogen werden.
Der hohe Zinsfuß sleicht also gerade nur den Devisen-
entzug für solche Zwecke aus. Solange die Reparafions-
lasten bleiben, wird daher wohl auch der hohe Zinsfuß
bleiben und jedenfalls durch ausländische Kapitalzu-
fuhr kaum herabgedrückt werden.
2, Wenn aber die Reichsbank diese hereinkommenden
Devisen nicht zu Import- oder Reparationszwecken ab-
geben muß, sondern behält, so hat das nur die Wirkung,
auf die schon Dr. Schacht aufmerksam machte (a, a. O.
S, 13), daß sie statt dessen weniger inländische Wechsel
diskontieren wird, also dem Inland den kurzfristigen
Kredit erschwert, und sich . durch Wechselkredit-
restriktion zur Aufnahme dieses Geldes Luft macht. Den
Widersinn einer solchen Operation wird selbst der Laie
verstehen, sagt Schacht mit Recht, und es ist unbegreif-
lich, daß die in mechanischen Vorstellungen befangenen
Theoretiker das nicht anerkennen wollen. Die hier auf-
gezeigten Beziehungen zwischen langfristigem Auslands-
und kurzfristigem Inlandskredit, die durch Benutzung
des Wechsels als Übertragungsmittel und die Not-
wendigkeit der Umwandlung in Mark sich ergeben, sind
für das Inland sehr ungünstig. Hier liegt einer der
Hauptgründe, die bewirken, daß für die große Masse
der kleineren und mittleren Industrie, die sich keine
Auslandskredite beschaffen kann, der Zinsfuß sowohl
für stehendes wie für umlaufendes Kapital so hoch ist.
Dieser allgemeine hohe Zinssatz wirkt aber dann wieder
auf die Zinsforderungen des Auslandes zurück. Von
diesem doch sehr naheliegenden Zusammenhang scheint
man bisher nichts gewußt zu haben. Es ergibt sich aber,
wie wichtig es ist, zu untersuchen, ob etwa andere
Formen der Kapitalübertragung, wie Auszahlungen,
Schecks und dersleichen, jene Mängel in geringerem Um-