Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

120 8. Kapitel. Kriegstribute und Kapitalrückzahlungen. 
Anstrengungen werden nötig sein, die Währung einiger- 
maßen aufrechtzuerhalten. Es wird das nur dadurch 
möglich sein, daß durch rigorose Herabsetzung aller 
Preise und Löhne der Export erzwungen wird, der zum 
Zahlungsausgleich nötig ist. Dann wird das, was die Än- 
hänger der mechanischen klassischen Wirtschaftstheorie 
fälschlich von selbst von den Reparationen erwarteten, 
der Preisdruck, unter dem Zwang der Verhältnisse 
plötzlich mit allen Schädigungen einer plötzlichen De- 
flation herbeigeführt werden müssen. 
Aber es ist nicht im mindesten sicher, ob bei der 
innen- und außenpolitischen Lage Deutschlands dann 
die Währung aufrechterhalten werden kann. Jedenfalls: 
wenn an diesem Zeitpunkte des Überwiegens der Rück- 
zahlungen der Auslandskapitalien die Etats der öffent- 
lichen Körperschaften nicht vollkommen sicher ausge- 
glichen, sondern etwa solche finanziellen Mißstände zu 
verzeichnen sind, wie im Sommer dieses Jahres im 
Reichshaushalte, dann ist die Gefahr einer Schädigung 
unserer Wirtschaft im höchsten Maße gegeben. Denn 
solche Zustände sind regelmäßig der erste Anlaß zu 
einer inflationistischen Geldvermehruns. Deshalb ist 
eine absolut stabile Finanzverwaltung bei allen öffent- 
lichen Körperschaften, sorgfältigste Aufstellung aller 
Voranschläge, möglichste Einschränkung der Verwal- 
fungsschulden und Vermeidung aller nicht absolut not- 
wendigen Ausgaben nicht nur die Voraussetzung für die 
erforderliche Steigerung der inländischen Kapitalbil- 
dung, sondern auch die Voraussetzung dafür, daß «ie 
heute schon so starke ausländische Verschuldung nicht 
in kritischen Zeiten eine Gefahr für die deutsche Wäh- 
tung wird. 
Es ist denkbar, daß in einem solchen Falle eine Ein- 
stellung der Reparationsleistungen bzw. ihres geschütz- 
ten Teils, sofern sie überhaupt bis dahin bezahlt werden 
konnten, eine Erleichterung gewähren und den Zah- 
lungsbilanzausgleich ermöglichen wird, so daß diese Be-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.