Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

IL Der Wohnungsbau als Kapitalbildung. 37 
erzielt, also mit 10% rentierf, und sie erhöht ihr Kapi- 
tal um 20000 Mark und erzielt jetzt 9000 Mark Rein- 
gewinn, so kann nur in ganz besonderen, seltenen 
Fällen behauptet werden, das neue Kapital habe nur mit 
50% rentiert. Denn niemand weiß, wie die Unterneh- 
mung ohne das neue Kapital rentiert hätte*. Die 
Rentabilität stammt eben nicht aus dem Kapital; dieses 
ist wirtschaftlich nur Kosten, die nur im Hinblick auf 
den Ertrag aufgewendet werden. — Exakt läßt sich also 
die Rentabilität einer Kapitalaufwendung nur in den 
wenigsten Fällen angeben und gar die häufige Behaup- 
tung, daß sie „produktiv“ sei, ist wirtschaftlich ganz un- 
klar und nichtssagend. Es kommf auch in Betracht, daß 
viele Kapitalaufwendungen einfach zwangsläufig er- 
folgen müssen, um die völlige Unrentfabilität einer 
Unternehmung zu verhindern oder eine spätere erhoffte 
Rentabilität zu ermöglichen. Dabei muß angesichts des 
heutigen Kapitalmangels oft ein Zinsfuß bewilligt 
werden, der in den Ertragsaussichten der Unterneh- 
mungen selbst keine Begründung findet. 
Aber es ist sicher, daß heute in vielen Fällen Kapital 
investiert und dafür auf dem Kreditwege beschafft wird, 
wenn weder genügende Rentabilität gesichert ist, noch 
auch zwecks Erhaltung des Betriebes eine Notwendig- 
keit. der Kapitalinvestition bestand, Besonders traurig 
dürften die Verhältnisse in der Landwirtschaft liegen, 
wenn es wahr ist, daß von den 7 Milliarden Mark seit 
der Stabilisierung langfristig aufgenommenen Kapitals 
nur etwa eine Milliarde wirklich ertragbringend ange- 
lest sei. 
Aber auch in anderen Erwerbszweigen ist die wirk- 
liche Rentabilität und damit „Produktivität“, wenn 
dieser Besriff einen wirtschaftlichen Sinn haben 
Dazu meine Aufsätze: „Zurechnung und Verteilung" und: 
„Nutzen und Kosten, Wert und Preis“ in Schmollers Jahr- 
buch 1925 u. 1926.
	        
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