Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

Hl. Die Nachteile der Börsenspekulation. 
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pital verbilligt wird. Es strömf nur wegen größerer Ge- 
winnaussichten in höherem Maße den Neuemissionen, 
aber auch nur von Aktien zu. Aber die Gewinnaussichten 
bestehen nicht in erhöhten Erträgen der Produktion 
— die mögen in einzelnen Fällen auch erwartet werden, 
aber das Publikum kann sie in der Regel gar nicht be- 
urteilen —, sondern in der Aussicht auf Kursdiffe- 
renzen, Spekulationsgewinne. Die größere Möglich- 
keit, Aktien zu emiffieren und ein Agio zu realisieren, 
bedeutet nicht im mindesten eine Verbilligung des 
Kapitalangebots. Das wird besonders deuflich auch da- 
durch, daß in der Hochkonjunktur der Zinsfuß der Ob- 
ligationen zu steigen pflegt, man zum Beispiel Ende 
der 90er Jahre wieder zum 4% %- und 50%-Typus über- 
ging. 
Gerade in kapitalreichen Ländern ist auch, privat- 
wirtschaftlich gesehen, die Obligationenausgabe fast 
immer die billigste Form der Kapitalbeschaffung. 
Denn neue Aktien werden nur höchst selten mit so 
hohem Asio ausgegeben werden können, daß der bis- 
herige oder zu erwartende Ertrag im Verhältnis zum 
Emissionskurs eine geringere Verzinsung ergibt, als sie 
bei Obligationen gewährt werden muß. Daß die Speku- 
lation und die Börsenhausse zu einer industriellen Kon- 
junktur führen kann, ist gar kein Beweis gegen die in- 
flationistische Wirkung von Börsenkrediten, wie noch 
neuestens die Frankfurter Zeitung behauptet. Sie selbst 
spricht dann auch davon, daß durch die Kreditschöpfung 
der Banken zusätzliches Kapital geschaffen worden sei. 
Zwar ist, wenn man den Indexzahlen glauben darf, eine 
allgemeine Preissteigerung nicht eingetreten. Aber es 
bleibt noch zu untersuchen, ob bei dieser Zusammen- 
ziehung der verschiedensten Preise nicht etwa nur Preis- 
steigerungen durch zufällige Preissenkung anderer Pro- 
dukte kompensiert wurden, oder auf welche besondere 
Verhältnisse das Nichteintreten einer Preissteigerung 
durch Kreditschöpfung beruht.
	        
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