32 6. Kapitel. Die Arten der Beschaffung und Verwendung.
für Auslandskredite noch viel mehr als für inländische.
Es geht doch nicht an, die Alimentierung der Börsen-
spekulation durch den Hinweis auf die gute Anlagemög-
lichkeit für Auslandskredite rechtfertigen zu wollen.
Vor allem in der Lage Deutschlands ist durchaus zu be-
streiten, daß, wenn der Kapitalmangel und hohe Zins-
fuß Veranlassung gibt, ausländische kurzfristige Kre-
dite nach Deutschland zu legen, die Hinleitung an die
Börse dem Interesse der deutschen Volkswirtschaft ent-
spricht, Die Börsenspekulation täuscht dann einen Kapi-
talreichtum und eine Prosperität vor, die in Wahrheit
nicht vorhanden sind. —
Merzbach geht nicht soweit wie die Frankfurter Zei-
fung, von einer Verbilligung des Kapitalangebots
durch die Börsenspekulation und die Börsenkredite zu
sprechen. Er. meint aber: „Es war (1925) das Verdienst
der Bankwelt, daß sie in größerem Maßstabe Börsen-
kredite auf Grund der aus dem Auslande herein-
geholten Gelder gab. Dadurch allein konnten Aktien
und Obligationen placiert werden. Handel und In-
dustrie wurden durch deren Verkaufserlös mit den not-
wendigen Befriebsmitteln befruchtet.“
Darauf ist zu sagen: Wenn Aktien und Obligationen
erst im Wege einer entfachten Börsenhausse placiert
werden können, so ist es besser, daß sie nicht pla-
cierf werden! Denn die Spekulanten, die darauf sitzen-
bleiben, wenn der unvermeidliche Rückschlag eintfritt,
und erst recht das Publikum, das töricht genug war,
der Spekulation Gefolgschaft zu leisten, erleidet Ver-
luste, und diese Verluste schrecken von dem Effekten-
erwerb auch dann ab, wenn sie in günstigerer Zeit ohne
solche Stimulantien angeboten werden. Es ist sehr wahr-
scheinlich, daß die von Merzbach gepriesene, durch Aus-
Jandsgelder künstlich herbeigeführte Hausse nicht nur
kein „Verdienst der Bankwelt“ war, sondern im Gegen-
teil zu dem heutigen Darniederliegen des Wertpapier-
markts überhaupt, das sich auf Aktien und Obligationen