88 6. Kapitel. Die Arten der Beschaffung und Verwendung.
vermeiden ist und daß sie jedenfalls keine ganz pri-
vate Angelegenheit der betreffenden Unternehmung ist,
Ebenso großen Bedenken aber unterliegt die weit-
gehende ausländische Kapitalverschuldung, wie sie
in den letzten fünf Jahren von deutschen Unterneh-
mungen und Öffentlichen Körperschaften eingegangen
wurde. Gegenüber dieser Verschuldung hat die Betei-
ligung des Auslandes einen großen volkswirtschaft-
lichen Vorteil, der merkwürdiserweise in den Erörte-
rungen darüber gar nicht zur Sprache kam. Ausländi-
sche Beteiligungen lauten auf deutsches Geld, sind
in solchem zu verzinsen, und sie sind nicht zurückzu-
zahlen, während die Schulden regelmäßig in
ausländischer Valuta zu verzinsen und in sol-
‚cher zurückzuzahlen sind. Dieser Unterschied hängt
natürlich damit zusammen, daß die Beteiligung an deut-
schen Aktiengesellschaften, nicht anders als der Erwerb
von Grundstücken durch Ausländer, ein Verkauf deut-
scher „Substanz“ ist, während Anleihen eine, freilich
off auch dinglich . gesicherte Schuld darstellen. Wir
kommen auf diese Tatsache der Verzinsung und Rück-
zahlung in fremder Währung in den beiden folgenden
Kapiteln noch zu sprechen.
Hier sei noch ein anderes Problem berührt, der
Gegensatz zwischen ausländischen Beteiligungen und
Neuanlagen. Auch da ergeben sich leicht volkswirt-
schaftliche Konflikte, zwar nicht mit privatwirtschaft-
lichen, aber mit den Interessen verschiedener Landes-
teile, Oft mag es volkswirtschaftlich viel vorteilhafter
sein, ein ausländischer Konzern, etwa General Motors,
erwirbt eine inländische Beteiligung und selbst die
Kontrolle auch einer ganzen Unternehmung, als daß
er, wie Ford, eine neue Fabrik errichtet und dadurch
die in den meisten deutschen Gewerben vorhandene
Überkapitalisation und Überkapazität noch verstärkt.
Hier kommt eben der Unterschied der Kapitaleinfuhr
bei wirtschaftlich zurückgebliebenen und wirtschaft-