Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

96 7. Kapitel. Die Gefahren des Auslandskapitals. 
er (S. 86) typisch materialistisch „Kapital im volkswirt- 
schaftlichen Sinne als die Gesamtheit der Güter, die aus 
dem fortlaufenden Produktionsprozeß nicht für Kon- 
sumzwecke herausgenommen werden, sondern im Inter- 
esse der Reichtumsvermehrung in der Produktion 
weiterarbeiten‘“. Auf das „Weiterarbeiten der Güter“ 
und die Vermehrung der Produkte aber kommt es bei 
der . Kapitalerscheinung gar nicht an — diese knüpft 
nicht an die technische „Produktivität“ der Produktions- 
mittel an —, kein Produktionsmitftel, auch wenn es 
produziert, ist an sich schon Kapital, sondern nur die 
Geldertragserzielung damit macht es zu Kapital. Der 
Grund, weshalb diese Geldertragserzielung nicht durch 
die Betrachtung der Produktion an sich und des tech- 
nischen Erfrags, der Produktivität, erfaßt und erklärt 
werden kann, isteben der, daß der Kausalzusammenhang 
der Erzielung der Gelderträge umgekehrt ist wie der der 
Produkte. Erkennt man das nicht, so kommt man zu 
einer Ertragszurechnung, die auch in Webers Lehr- 
buch noch ihre unheilvolle Rolle spielt. Solange man 
sich, wie heute üblich, um diese Probleme herumdrückt, 
sind solche Irrtümer, wie sie die heutigen Theoretiker 
auf Schritt und Tritt vorbringen, unvermeidlich. Es ist 
sehr bedauerlich, daß ein so ausgezeichneter Autor wie 
Adolf Weber, der selbst kein Theoretiker ist, noch so 
veralteten, wenn auch verbreiteten Lehren huldigt und 
die besseren ignoriert. 
Ausländische Kapifalinanspruchnahme, einerlei in 
welcher Form, ist nicht schon dadurch berechtigt, daß es 
billiger zu erhalten ist als das inländische. Es ist 
wiederum ein schwerwiegender Irrtum Webers, wenn er 
Seite 98 meint: „Tatsächlich gibt es nur ein Internatio- 
nales Kapital.“ Auch die „Solidarität des internationalen 
Kapitalmarkts“ (Seite 99) ist nur eine sehr irrefüh- 
rende Phrase und besonders merkwürdig bei einem 
Autor, der sonst immer gern die Volkswirtschaftslehre 
betont, Eine Solidarität des Kapitals und der Arbeit
	        
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