Full text: Allgemeine Gesellschaftslehre

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13, Kapitel. 
jene „Wirkung“ (Veränderung), in welcher jener Zustand auf Grund 
Wollens gewonnen werden wird, also jene Wirkung, die wir „Zweck- 
wirkung‘‘ genannt haben. Deshalb wird dann auch gesagt, daß jemand 
einen besonderen Zweck „wolle“, während man richtig nur sagen kann, 
daß jemand ein besonderes Ziel „erreichen‘‘, „treffen‘ wolle, da „gewollt“ 
nur eine Veränderung sein kann. Indes ist auch die Rede vom „Wollen eines 
Zweckes‘“ ungenau, da man eigentlich nur sagen kann, daß jemand 
einen besonderen Zweck ‚verwirklichen‘, d. h. seiner Seele besonderen 
Zustand wirken wolle. Die Worte „Ziel“ und „Zweck‘‘ haben ursprüng- 
lich eine und dieselbe Bedeutung gehabt, und bezeichnen in genauer 
Rede einen „Zustand‘‘, der in gewollter Veränderung gewonnen 
werden wird, nicht aber jene Veränderung selbst, also nicht die Be- 
ziehung zweier verschiedener Augenblicke eines Einzelwesens, von 
welchen der frühere das ‚,Verlustbezogene‘‘, der spätere das „Gewinn- 
bezogene‘ in jener Beziehung ist. Allerdings ist aber im Wollen der 
„Zielzustand‘“ und der ‚„‚Zweckzustand‘‘ stets als Gewinn in einer auf 
Grund des Wollens zu wirkenden Veränderung gedacht, woraus es 
sich erklärt, daß in ungenauer Rede als „Zweck‘ jene Veränderung 
selbst bezeichnet wird. Sagen wir nun, daß jedes Wollen „auf Etwas 
gerichtet“ ist, so ist jenes Etwas die „gewollte Wirkungsreihe‘“, 
sagen wir hingegen, daß jedes Wollen „auf Etwas zielt‘, „Etwas be- 
zweckt‘“, so meinen wir jene Zustände, welche im Wollen als „Ziel“ 
und „Zweck“ gewußt sind, ohne daß jedoch im gewöhnlichen Sprach- 
gebrauche jene Unterscheidung festgehalten wird, was allerdings keinen be- 
sonderen Schaden stiftet. Die Rede, daß jedes „,W ollen‘‘ „auf Etwas ge- 
richtet ist‘, „auf Etwas zielt“, ‚Etwas bezweckt‘, ist aber gleichbedeutend 
mit der Rede, daß jeder ,‚Wollende‘‘ „auf Etwas gerichtet ist‘‘, „auf 
Etwas zielt‘, „Etwas bezweckt‘, und zwar deshalb, weil eben jedes 
Wollen eine Seele in einem besonderen Augenblicke, nicht aber etwa 
eine besondere Bestimmtheit der Seele darstellt. 
Mit „Unlust im Wollen‘ und „Gedanken im Wollen‘, dessen Ge- 
wußtes ‚Mittel‘, „Ziel“, „Zweck“ und „Lustgewinn‘‘ der eigenen Seele 
darstellt, ist das Gegebene „Wollen schlechtweg‘‘, somit das Wesen 
jeglichen Wollens vollständig bestimmt. Indes ergibt die Zergliederung 
zahlreicher besonderer Wollensfälle, daß in diesen besonderen Wollen- 
augenblicken noch Anderes gedacht ist. Wenn wir verschiedene 
Wollenfälle prüfen, so finden wir einerseits solches Wollen, in welchem 
als „Ziel‘‘ ein „unabhängiger Wert‘“ gewußt ist, andererseits solches 
Wollen, in welchem als Ziel ein „abhängiger Wert‘“ gewußt ist. Im 
arsteren Falle liegt ein „Wollen mit unabhängigem Ziele“ vor, 
in welchem auch stets der Gewinn ‚„sinnhaft unabhängiger Lust“ ge- 
wollt ist, im letzteren Falle liegt ein „Wollen mit abhängigem 
Ziele‘ vor. in welchem auch stets der Gewinn ‚‚sinnhaft abhängiger
	        
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