Das Streben,
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und „unwillkürliches Wirken‘ bezeichneten Gegensatz mit den Worten
„Wirken auf Grund (kraft) Wollens‘“ und „Wirken ohne
Wollen‘ bezeichnen. „Wirken kraft Wollens‘“ liegt nun stets vor,
wenn einer Seele ein Wollen als wirkende Bedingung für
Muskelveränderungen (Muskelspannungen oder Muskel-
entspannungen) in dem mit dieser Seele zusammenge-
hörigen Leibe zugehört. Die Wortfolge „Wirken kraft Wol-
lens‘“ bezeichnet also keineswegs die. gesamte Verkettung von Wir-
kenseinheiten, für welche ein Wollen die wirkende Bedingung ab-
gibt, sondern lediglich ein Wollen als wirkende Bedingung für Muskel-
veränderungen in.dem mit der wollenden Seele zusammengehörigen
Leibe, Wirft z. B. A. einen Ball in die Luft, so wirkt A nur so lange
kraft Wollens, als kraft Wollens seine Armmuskeln gespannt sind — sich
also auch sein Arm bewegt —, hingegen wirkt A nicht mehr kraft
jenes Wollens, sobald er den Ball losgelassen hat, und der Ball sich
im Fluge befindet, obwohl selbstverständlich auch diese Veränderungen
des Balles von A gewollt waren und im Wollen des A ihre (mittel-
dare) wirkende Bedingung haben.
Wäre nun „Tun“ als „Wirken kraft Wollens‘“ („willkürliches
Wollen‘‘) vollständig bestimmt, so wäre das Wort „Tun‘ ein Wirkens-
beziehun gswort, ein Wort, das besondere Wirkensbeziehung zwischen
Seele und Leib eines Menschen bezeichnen würde. Indes zeigt sich
bei näherer Betrachtung, daß mit der Rede vom „Tun“ als „bewußtem. =
Sewußtem Wirken‘ keineswegs nur ein „willkürliches Wirken‘ gemeint
ist, „Tun‘ vielmehr ein „als willkürlich gewußtes Wirken‘ darstellt,
Jedes „Wirken kraft Wollens““ ist allerdings solches Wirken, das jemand
als Wollender als künfti ges eigenes Wirken gewußt hat, ist also
Zweifellos ein „als künftiges eigenes Wirken gewußtes Wirken“.
Nun weiß aber auch jeder, der Etwas tut, also kraft Wollens wirkt,
Sein Wirken als eigenes gegenwärtiges Wirken kraft eigenen
Wollens und wenn wir dieses Wissen in Betracht ziehen, enthüllt
Sich uns erst der wahre Sinn der Rede vom „Tun als bewußtem Wirken‘.
Wäre „Tun“ nichts anderes als „Veränderung eigenen Leibes, deren
Wirkende Bedingung in einem eigenen Wollen gelegen war‘, so könnte
°S Fälle geben, in denen jemand „tätig“ ist, ohne im Augenblicke der
Leibesveränderungen um diese Veränderungen zu wissen oder ohne
doch im Augenblicke jener Veränderungen zu wissen, daß die wirkende
Bedingung für diese Veränderungen in einem eigenen Wollen gelegen
wär, Aber gerade das Selbstbewußtsein lehrt uns, daß solche Fälle
“Nmöglich sind, daß vielmehr jeder, der „tätig“ ist, um „gegenwärtige
Veränderungen eigenen Leibes kraft eigenen ‚.Wollens‘‘ weiß, Des-
halb weiß sich auch niemand hinsichtlich irgendeines einzigen ver-
Sangenen Augenblickes als „Tätiger‘‘, wenn er nicht weiß, daß er in