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111. Kapitel.
fundene) gegenwärtige eigene Muskelveränderung gegenständlich ist,
also die gegenwärtige eigene seelische Bestimmtheit „gegenwärtige
eigene Muskelveränderung‘“ in Beziehung zu einem leiblichen Reize als
ihrer wirkenden Bedingung gewußt ist. Dieses „‚Wahrnehmun gs-
bewußtsein‘“ macht einen wesentlichen Unterschied des „Strebens“
gegenüber dem „Wollen“ aus,
Das „Streben“ ist nun aber überhaupt das einzige Wissen, in
welchem eigentlich ein „gegenwärtiges Wirken“ wahrgenommen
wird, Jedes Wirken schließt eine Veränderung des Wirkung erfah-
renden Einzelwesens, somit zwei Augenblicke jenes Einzelwesens
ein, von denen der erste mit dem Wirk-Augenblicke eines anderen
Einzelwesens gleichzeitig ist, während der zweite Augenblick jenem
ersten Augenblicke folgt. Jedes Wirken schließt also auch ein „Nach-
einander‘ in sich, das selbstverständlich stets auf zwei Weltzeitpunkte
gestellt ist, nämlich auf jenen Weltzeitpunkt, in welchem sich die „Ur-
sache‘ (wirkende und grundlegende Bedingung) findet, und auf jenen
folgenden Weltzeitpunkt, in welchem sich der Wirkungsgewinn findet.
„Wissen um gegenwärtiges Wirken“ scheint also im eigentlichen Sinne
nicht möglich zu sein, da eben jedes Wissen um Wirken zwei Augenblicke
im Nacheinander trifft, Indes sagen wir dennoch, daß eine rollende Kugel
eine andere rollende Kugel „jetzt“ ins Rollen bringt, und zwar ist mit
jenem „jetzt“ jener Augenblick gemeint, in welchem die Kugel zu
rollen „beginnt‘, d. h. sich von „Ruhe“ zu Bewegung‘ verändert hat,
jener Augenblick also, in welchem der „Wirkungsgewinn‘‘, nämlich
„zweite Kugel im Rollen‘ bereits gegeben ist. Das gegenwärtige
Wirken jener ersten Kugel erleben wir also als gegenwärtige Ver-
änderung an der zweiten Kugel, welche wir in Beziehung zu einem
vorangegangenen Weltzeitpunkte, da die zweite Kugel noch „in
Ruhe“ war, als „Wirkung“ wissen, Hingegen nehmen wir nicht Etwas
„zwischen“ jenen Augenblicken, keinen „Übergang“ vom Augenblicke
der Ruhe zum ersten Augenblicke des Rollens, kein „Band“ zwischen
jenen Augenblicken wahr, Sagen wir also, die erste rollende Kugel
bewirke „Übergang der zweiten Kugel von Ruhe zu Bewegung“‘, so
meinen wir lediglich, daß wir die zweite Kugel in einem Augenblicke
als „bereits rollende‘ wahrnehmen, nachdem wir sie in einem unmittel-
bar vorangegangenen Augenblicke als „noch ruhende‘ wahrgenommen
haben, so daß der „andere Ort‘ in jenem zweiten Augenblicke als ein
Wirkungsgewinn wahrgenommen wird. „Als gegenwärtiges Wirken
wahrgenommenes Wirken“ ist also jenes Wirken, dessen „Wirkungs-
gewinn“ von uns als gegenwärtiger wahrgenommen wird,
während der vorangegangene Augenblick, nämlich jener, in welchem
die grundlegende Bedingung am nun veränderten Einzelwesen und die
wirkende Bedingung am anderen Einzelwesen vorhanden war, als „UN-