Full text: Allgemeine Gesellschaftslehre

VI. Kapitel. 
Die Macht. 
ir haben in früherem Zusammenhange dargelegt, daß jedem be- 
W sonderer Seele zugehörigem Wollen ein „Wollen bedingendes 
Begehren‘‘ vorangeht. Als „Wollen bedingendes Begehren‘ stellt sich 
aber jedes Begehren dar, welchem Unlust zugehört und der Gedanke 
an eine in Beziehung zu besonderem eigenen Tun mögliche 
Veränderungsreihe, welche die wirkende Bedingung für Veränderung 
der eigenen Seele von gegenwärtiger Unlust zu Lust liefern würde. 
In jedem solchen Begehren findet sich also, wie wir auch bereits be- 
merkt haben, ein „Eigenmacht-Gedanke‘‘, und niemals kann besonderes 
Wollen besonderer Seele zugehörig werden, ohne daß ihr vorher ein 
besonderer „Eigenmacht-Gedanke‘““ zugehörig wurde. Auch jenem also, 
ler um eines Anderen Verhalten werben will, ist stets besonderer 
‚Eigenmacht-Gedanke‘‘ zugehörig, nämlich der Gedanke, daß er den 
Anderen durch besondere Werbung zu besonderem Verhalten ver- 
anlassen kann. Ferner ist jedem um Handlung Werbenden ein Ander- 
Macht-Gedanke zugehörig, nämlich der Gedanke, daß der Adressat 
durch jene Handlung, um welche geworben wird,. besondere vom 
Werbenden emotional günstig gedachte Leistung vollbringen könne, 
da ohne solchem Macht-Gedanken offenbar niemals um eines Anderen 
Verhalten geworben würde. Schließlich ist, wenngleich nicht immer, 
50 doch in zahlreichen Fällen, dem Erheber eines Anspruches auch der 
Gedanke zugehörig, daß er die Macht habe, durch eigenes Tun be- 
sondere Soll-Folge zu verwirklichen. Jenem, der einen Handlungs- 
Anspruch erfüllt, ist auch stets ein „Eigenmacht-Gedanke‘‘ zugehörig, 
nämlich der Gedanke, daß er durch besonderes Tun die für ihn ein- 
getretene Soll-Lage aufheben könne. Überdies ist in zahlreichen Fällen, 
Nämlich immer dann, wenn die Möglichkeit der Verwirklichung der 
Soll-Folge durch jemandes besonderes Tun besteht, dem Anspruch- 
erfüller ein „Andermacht-Gedanke‘‘ zugehörig, welcher sich im Gegen- 
Ständlichen der seinem Wollen zugehörigen Unlust bzw. im Gegen- 
Ständlichen der seinem Wider-Wollen zugehörigen Unlust findet. Schon 
diese kurze, vorläufige Erörterung lehrt uns, daß „Macht-Gedanken“ 
hinsichtlich der Gegebenen „Vergesellschaftung‘“ und „Gesellschaft“ von 
wesentlicher Bedeutung sind, weshalb auch in allen Unternehmungen, 
die sich mit den Fragen der „Allgemeinen Gesellschaftslehre‘“‘ oder „,Be- 
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