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„Person‘‘ darstellt. Meint man also mit der Rede „ein Mensch sei
von Natur aus‘ ‚Person‘, daß jeder gegebene Mensch auch schon
nit seiner Geburt ‚Person‘ ist, so irrt man, da eben ein „Mensch“
nur in besonderer Beziehung, die mit der Tatsache seiner Geburt gar
nicht vorhanden sein muß, „Person“ ist. Irrig ist es aber auch, zu
neinen, daß die Beziehung „Persönlichkeit‘“ nur durch „künstliche Ver-
anstaltung‘‘ begründet werden kann, denn die „Gründe‘‘ besonderer
Persönlichkeit gehören in zahllosen Fällen den in Frage kommenden
Einzelwesen „zufällig‘‘ zu. Es entbehrt eben überhaupt die antithetische
Frage, ob „Persönlichkeit“ Etwas ‚Natürliches‘ oder etwas ‚„Künst-
liches“ sei, klaren Sinnes, da die „Gründe‘ besonderer Persönlichkeits-
Beziehung ‚„Natürliches‘““ oder auch „Künstliches‘“ sein können. Da
„Persönlichkeit“ besondere Macht-Beziehung ist, kann ein Mensch
auch ohne Veränderung seiner Seele und seines Leibes „Per-
Sönlichkeit gewinnen‘‘ und „Persönlichkeit verlieren‘, „‚anfangen‘‘ oder
„aufhören‘‘, „Persönlichkeit‘‘ zu sein, insbesondere dadurch, daß
andere Seele einen ihr bisher fehlenden Gedanken als bisher aus-
ständigen ‚„Grund‘‘ jener „‚Persönlichkeit‘‘ gewinnt. Deshalb bringt
auch etwa die Rede „Es wird jemandem Persönlichkeit verliehen“
nicht etwa zum Ausdrucke, daß jener, dem Persönlichkeit „verliehen“
wird, an Seele oder Leib verändert wird, sondern bringt zum Aus-
irucke, daß anderer Seele besonderer Gedanke als „anderseelischer
Persönlichkeitsgrund‘“ zugehörig gemacht wurde. Der Satz „A ist
Person‘‘ ist auch nur dann eine sinnvolle Behauptung, wenn ein-
geschlossen behauptet wird, daß A. gegenüber besonderer anderer Seele
und hinsichtlich besonderen Gegenstandes (besonderer Geltung) „Person“
ist, weil sonst die Worte „A ist Person‘ ebenso sinnleer sind, wie die
Worte „A hat Macht‘, „A wirkt“, „A ist ähnlich“, „A ist größer‘
usw, Das Urteil „A ist Person“ bedeutet aber z. B. den Gedanken:
„A. ist fähig, von B Geld zu beanspruchen und dem B gehört ein
Seelisches zu, kraft dessen er tauglich ist, jenen Anspruch zu erfüllen“.
Das Urteil „A ist Person‘ besagt jedoch nicht, daß A wisse, er sei
„Person“, es ist jemand in unzähligen Fällen „„Person‘‘, ohne es zu
wissen, in welchen Fällen er allerdings von seiner „Persönlichkeit“
keinen Gebrauch machen kann. Das Urteil „A ist Person‘ besagt
ferner nicht, daß A von seiner Persönlichkeit Gebrauch machen, also
seine Geltungsmacht ausüben will. Es kann jemand „Glauben-Person“,
d.h. Inhaber von „Glauben-Geltungs-Macht“ oder „Verhalten-Person“,
d. h. Inhaber von „Verhalten-Geltungs-Macht“ sein. Jede „Person“ kann
auch als ein „Autoritäts-Machthaber bezeichnet werden. Meist meint
Man jedoch, wenn man jemanden als „Person“ bezeichnet, daß er eine
„Verhalten-Person“ sei. Eine Bedingung jedes Verhalten-Werbung-
Wollens besonderer Seele ist stets ein ihr zugehöriger „Geltungs-Eigen-
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