Das Wollen.
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Es mag stutzig machen, wenn das ‚Ziel‘ des Wollens als ein besonderes
„Mittel“ bestimmt wird, und zwar deshalb, weil gewöhnlich die Worte
„Ziel“ und „Zweck“ in gleichem Sinne gebraucht werden, wobei
freilich übersehen wird, daß als „Zweck“ im Wollen stets besonderer
Zustand der „eigenen Seele“ gewußt ist, hingegen als „Ziel“ be-
sonderer Zustand jeglichen Einzelwesens gewußt sein kann. Selbst-
verständlich gibt es auch nicht wenige Wollensaugenblicke, in: welchen
Sowohl als „Ziel“ als auch als „Zweck“ besonderer Zustand der „eigenen
Seele‘, dann aber stets je besonderer Zustand der „eigenen Seele“
gewußt ist. Hat z. B. jemand Unlust daran, daß er nicht wisse, wie
„jener Mann dort aussieht“ und will deshalb „genau hinsehen‘, so ist
sein „Ziel“ „Wahrnehmung des Aussehens jenes Mannes‘, hingegen
sein „Zweck“ „Selbstbewußtsein jener Wahrnehmung“ („inneres‘“ Wahr-
nehmen jenes eigenen „äußeren“ Wahrnehmens), da in solchem Falle
nicht „Gewinn von Lust am Aussehen des Mannes“ (mit „äußerer“
Wahrnehmung verbundener Lust), sondern „Gewinn‘“ von Lust an
eigenem Wissen um das Aussehen des Mannes (mit „innerer“
Wahrnehmung verbundener Lust) gewollt ist. In jeglichem Wollen ist
also eine besondere Veränderung als „Zielwirkung“, eine andere be-
sondere Veränderung, nämlich ausnahmslos eine Veränderung der
eigenen Seele, als „Zweckwirkung“ gewußt.
Sowohl die Worte „Mittelwirkung“ und „Mittel“, als auch die
Worte „Zweckwirkung‘“ und „Zweck‘, als auch die Worte „Ziel-
wirkung‘ und „Ziel“ sind „Sinnworte“, d. h. sie bezeichnen be-
sondere Wirkung oder Zustand als „Sinn“ besonderen Wollens oder,
was dasselbe besagt, sie bezeichnen Wollensaugenblicke hinsichtlich
der Besonderheit ihres Gewußten. Wenn wir nicht um „Wollen“ wissen,
können wir auch niemals um „Mittel“, „Zweck“ und „Ziel“ wissen, ebenso-
wenig, wie wir etwa um „Wahrnehmung‘‘ wissen können, ohne um
„Wahrnehmen“ zu wissen, da eben ‚„Wahrnehmung‘‘ stets ein in
besonderem Wahrnehmen Gewußtes ist. Sagen wir also, Etwas sei
„Mittel“, „Zweck“ oder „Ziel“, so bestimmen wir niemals jenes
„Etwas“, sondern einen Wollensaugenblick, in welchem
nes Etwas als „Mittel“, „Zweck“ oder „Ziel“ gewußt
ist, Sagen wir aber etwa, daß eine besondere „Mittelwirkung‘“ oder
„Zweckwirkung“ oder „Zielwirkung‘“ auf Grund Wollens „eingetreten‘“
Sei, so meinen wir nur, daß solche Wirkung, wie sie in jenem Wollen
als „Mittelwirkung“‘ oder als „Zweckwirkung‘‘ oder als „Zielwirkung“‘
Sewußt war, auf Grund jenes Wollens gewirkt wurde, sich in der
Welt findet, können also auch in solchem Falle nur von „Mittelwirkung“‘,
‚Zweckwirkung“ und „Zielwirkung“ im Hinblicke auf ein Wollen
Prechen, Als „Zweck“ wird aber häufig nicht ein im Wollen ge-
wußter künftiger Zustand der „eigenen Seele‘ bezeichnet, sondern
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