Full text: Die drei Nationalökonomien

sich zwei vor allem unterscheiden lassen, die in der Tat nicht mehr 
miteinander gemein haben als der große Bär im zoologischen Garten 
und der Große Bär am Himmel oder das Schloß am Meer und das 
Schloß an der Tür. Man vergegenwärtige sich etwa den Sinn, den das 
Wort Wirtschaft in den Wendungen hat: „Wirtschaft, Horatio, Wirt- 
schaft!‘ oder: „Verdammte Wirtschaft‘ oder: „Wirtschaft der Hand- 
lung“ (in einem Drama) und stelle sie gegenüber dem Sinn des 
Wortes in den Sätzen: „Die Wirtschaft des deutschen Volkes ist 
krank“ oder: „Die Wirtschaft während des europäischen Mittelalters 
war ständisch gegliedert‘, und man wird die völlige Verschiedenheit 
der beiden Sinngebungen ohne weiteres einsehen. Wollen wir diese 
bezeichnen, so werden wir etwa von einer formalen und von einer 
materialen Bedeutung des Wortes Wirtschaft sprechen können. 
In formaler Bestimmtheit drückt das Wort Wirtschaft ein be- 
stimmtes menschliches Verhalten, eine bestimmte Art des mensch- 
lichen Handelns, ein „„Wirtschaften‘‘, und davon abgeleitet: den dieser 
bestimmten Art menschlichen Verhaltens entsprechenden Zustand aus. 
Und zwar mit positivem oder negativem Wertvorzeichen. In der 
Wendung „Wirtschaft, Horatio, Wirtschaft!“ soll eine „gute“ Wirt- 
schaft, ein lobenswertes Verhalten, in dem Fluche: „Verdammte Wirt- 
schaft!‘‘, „Lodderwirtschaft!‘‘ eine „schlechte‘“ Wirtschaft, ein 
tadelnswertes Verhalten bezeichnet werden. „Es ist ...offenbar, daß 
‘in diesem Verstande) das Ökonomische eine Beziehung des Subjektes 
zum Objekte seines Wollens bedeute. Daraus folgt, heißt es.an dieser 
Stelle in der dicksten Methodologie, die wir von unserer Wissenschaft 
besitzen, dem Werke von H. v. Gans-Ludassy, weiter, daß wir eine 
ökonomische Erscheinung als solche anzusehen haben, welche ihre 
Eigenart der Beziehung des Subjektes zu den Objekten seines Willens 
verdankt1.‘““ Die Wirtschaftslehre hat es „nicht mit Objekten, sondern 
mit psychischen Erwägungen zu tun‘, meint Liefmann®. Dieses Ver- 
halten, das „Wirtschaften“, kann nun wiederum unter einem doppelten 
Gesichtspunkte bestimmt werden, was zu zwei verschiedenen Arten, 
Nationalökonomie zu treiben, Anlaß geboten hat. 
1 H. v. Gans-Ludassy, Die wirtschaftliche Energie. I, System der öko- 
mischen Methodologie. 1893. S. 95. 
? Robert Liefmann, Grundsätze der Volkswirtschaftslehre. Band I. 1918.
	        
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