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ökonomen seine Sympathie entgegenbringen. Sie allein verdienen auch
den Ehrennamen „exakter“ Forscher, den so viele andere Vertreter
der naturwissenschaftlichen Nationalökonomie sehr zu Unrecht sich
angemaßt haben.
Es erübrigt jetzt nur noch, die Frage zu beantworten, welches
3. Der Erkenntniswert der ordnenden Nationalökonomie
ist. Ich kann mich hier kurz fassen, denn das meiste habe ich schon
im vorigen Kapitel gesagt, wo ich den Erkenntniswert der Natur-
wissenschaften geprüft habe.
Wir können einen extensiven und einen intensiven Erkenntniswert
unterscheiden, oder zu deutsch: die Erkenntnisbreite und die Er-
kenntnistiefe.
Die Erkenntnisbreite der naturwissenschaftlichen National-
ökonomie erstreckt sich offenbar, wenigstens soweit eine „exakte“
Theorie erstrebt wird, nur soweit, als es Quantitäten oder quanti-
fizierbare Erscheinungen im Wirtschaftsleben gibt. Das haben auch
alle klarsichtigen Vertreter dieser Wissenschaft: von Mill bis Mar-
shall** und Jevons anerkannt. Offenbar hat man aber diesen Be-
reich zu weit erstreckt, wenn man auch seelische Vorgänge zu den
quantifizierbaren Erscheinungen gerechnet hat. Es ist ein schlechter-
dings unausführbarer Vorsatz, den „Nutzen‘“ als Größe erfassen und
ihn messen zu wollen: „die Mechanik des Nutzens und des Selbst-
interesses‘“, „the mecanics of utility and selfishness‘‘ haben nur einen
Sinn, wenn man, wie Jevons, der Gescheiteste unter den Grecz-
nutzlern, letzten Endes zum Geldausdruck seine Zuflucht nimmt.
Sonst muß man, wie es Pareto und seine Schüler getan haben, den
„Nutzen“ aus der Rechnung ganz ausschalten. Am sichersten ver-
fährt man bei dem Aufbau einer ordnenden Nationalökonomie, wenn
man sich auf die Lehre von den Güterpreisen und Gütermengen
beschränkt und zu der Einsicht gelangt, daß „das Grundproblem der
theoretischen Ökonomie. ., die Erklärung der Preisbildung“‘ (ist) 15,
Etwas Ähnliches schwebt wohl Alfr. Amonn vor. wenn er als den
74 A. Marshall, Principles of Economics. ı, 73.
75 G. Cassel, Die Produktionskostentheorie Ricardos in der Zeitschrift für
die ges. Staatswissenschaft 5», 68.