Full text: Die drei Nationalökonomien

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„Grenznutzler‘) an. Man warf diesen also vor, daß sie durch ihre 
„freihändlerischen‘“ Auffassungen einen Internationalismus pflegten, 
der die nationalen „Belange‘“ rückständiger Nationen schädigte; man 
warf ihnen vor, daß sie der „Arbeiterfrage‘“ gegenüber mit ihrem 
„Manchestertum“ völlig versagten; man warf ihnen vor, daß sie 
gegenüber den verheerenden Einflüssen des Kapitalismus auf Kultur 
und Seelenleben keine Heilmittel anzugeben wüßten. Auf diese Vor- 
würfe läuft die Kritik der Romantik, samt Friedrich List, läuft 
die Kritik der Sozialisten aller Spielarten bis hinab zu den Katheder- 
sozialisten, läuft die Kritik der katholischen und katholisierenden 
Schriftsteller des 19. Jahrhunderts doch im wesentlichen hinaus, 
Kein Zweifel: in dieser willensmäßig-weltanschaulichen Begrün- 
dung der heterodoxen Bewegung lag ihre stärkste Kraft, lag eine 
große Kraft und die starke Wirkung, die die Kritik der orthodoxen 
Nationalökonomie ersichtlich ausgeübt hat, erklärt sich aus diesem 
entschlossenen Wollen, mit dem sie den großen Fragen des Tages 
gerecht zu werden versuchte. Diesem edlen Wollen verdankte ja, wie 
wir im ersten Abschnitte feststellen konnten, die richtende National- 
ökonomie des 19. Jahrhunderts zum guten Teil ihre Entstehung und 
ihre Erfolge: in der Not der Zeit warf man sich aus Verzweiflung 
der Metaphysik oder Religion in die Arme. 
Das alles hatte nun aber mit Wissenschaft nicht das allermindeste 
zu tun. Und die herrschende Nationalökonomie stellte doch eine wohl- 
gefügte Wissenschaft dar. Ihr konnte man mit Metaphysik und Politik 
nicht beikommen. Wie aber stand es mit dem wissenschaftlichen Rüst- 
zeug, wie stand es vor allem mit der erkenntnistheoretisch-methodolo- 
gischen Begründung der oppositionellen Lehre? Diese erwiesen sich 
bei näherem Hinsehen als unzureichend, um den Kampf gegen den 
mächtigen Gegner aufzunehmen. Das zeigte sich in dem Augenblicke, 
in dem die Opposition versuchte, den Lehren der Klassiker mit wissen- 
schaftlichen Beweisgründen beizukommen, das heißt: ihre „Richtig- 
keit“ zu widerlegen. 
Vor einem Menschenalter (1895) ist aus der Feder des erzgeschei- 
ten Richard Schüller, der jetzt als diplomatischer Unterhändler 
seinem österreichischen Staate die wichtigsten Dienste leistet, ein sehr 
lustiges Büchlein erschienen, das sich betitelt: „Die klassische National-
	        
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