Full text: Die drei Nationalökonomien

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ökonomie und ihre Gegner.‘ Es ist noch heute ebenso lesenswert. wie 
zur‘ Zeit seines Erscheinens. Denn die Richtigstellungen, die es an 
herrschenden Meinungen vornimmt, sind heute noch ebenso am Platze 
wie damals. Der Inhalt der kleinen Schrift ist dieser: Schüller 
sucht den Nachweis zu führen, daß die Ansichten, die über die 
„klassische“ Nationalökonomie verbreitet sind, im wesentlichen sich 
als falsch erweisen. Man wirft dieser teils Lehrmeinungen vor, die sie 
nie vertreten hat, teils hat man die Absichten jener Nationalökonomie 
gründlich mißverstanden. In der Tat laufen die Versuche der hetero- 
doxen Nationalökonomie, die Lehre der Klassiker wissenschaftlich 
zu widerlegen auf diese beiden Irrtümer hinaus: man schiebt diesen 
siwas unter, was sie gar nicht gemeint haben oder (bezugsweise: und) 
mißversteht, was sie behauptet haben. Die Stelle, wo die Orthodoxie 
angreifbar ist, hat man dagegen nicht gefunden, 
Wenn ich im folgenden, in Anlehnung an die Schüllersche Schrift, 
deren Inhalt ich durch eigene Zutaten nicht unwesentlich ausgeweitet 
habe, den Versuch mache, den Windmühlenkampf zu schildern, den 
lie heterodoxe Nationalökonomie gegen die klassische, sogenannte 
„abstrakte“ Lehre geführt hat, so leiten mich dabei nicht sowohl 
lehrgeschichtliche als vielmehr methodologische Interessen. Die Auf- 
zählung der Fehlurteile in dieser mißlungenen Kritik ist für die rich- 
ige Auffassung vom Wesen der Nationalökonomie, der wir uns nun all- 
mählich nähern, von grundlegender Wichtigkeit. Ich stelle die sechs 
schwerstwiegenden Vorwürfe zusammen, die man gegen die orthodoxe 
Schule erhoben hat, und versuche nachzuweisen, daß alle sechs un- 
berechtigt waren. Die Kritik, deren Berechtigung ich nachprüfe, geht 
schon von den deutschen Romantikern und allen katholisierenden 
Schriftstellern aus (jetzt auch wieder von „Neu-Romantikern“, wie 
aamentlich Othmar Spann), vor allem aber von den Vertretern der 
sogenannten „historischen Schule“, deren Geburtsland ja Deutschland 
ist, die sich dann aber auch über andere Länder verbreitet hat. 
ı. Vorwurf des Materialismus, des Chrematismus, der 
Rechenhaftigkeit. Ihn erhebt schon Adam Müller, wenn er 
schreibt1: „Aber ‚diejenigen Wesen, deren Vereinigung zu einem har- 
monischen Ganzen wir soeben beschrieben haben, sind aus dem Stand- 
1 Adam Müller, Gesammelte Schriften. 1839. S. 52ff. und 66.
	        
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