Full text: Die drei Nationalökonomien

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bezeichnet werden.‘ 5? Heinrich Maier bleibt dem Psychologismus 
auch in seinem letzten Werke treu, wo es heißt5: „Für die induktiv- 
generalisierende Geistesforschung ... ist... die Psychologie die 
Fundamentalwissenschaft ...‘ „Als die fundamentale theoretische 
Geisteswissenschaft erscheint. :. die Psychologie.“ 
Daß die neuzeitliche Soziologie sich noch immer nicht aus den 
Fesseln der Psychologie befreit hat, ist bekannt, worunter natürlich 
auch die Nationalökonomie zu leiden hat. Selbst Forscher mit ausge- 
sprochen geistwissenschaftlicher Haltung werden ihr Vorurteil nicht 
ios. Wie etwa C. Brinkmann, wenn er schreibt5: „Soziologie ist wie 
alle (1) Kulturwissenschaften ein psychophysisches Erkenntnisgebiet.“ 
Wir glauben heute eingesehen zu haben, daß der Psychologismus 
Falsch und für eine gedeihliche Entwicklung der Geistwissenschaften 
verderblich ist und glauben auch zu wissen, warum er das ist. 
Der psychologistische Irrtum läßt sich als solcher sogar 
a) schon empirisch erweisen. Die sozialen Erscheinungen, auf die 
ich meine Ausführungen beschränken will, setzen sich offensichtlich 
nicht nur aus seelischen, sondern auch aus zahlreichen anderen Be- 
standteilen zusammen: rechtlicher, technischer, physikalischer, geo- 
graphischer u. a. Natur, Es ist aber unmöglich, von einem Teile über 
das Ganze auszusagen, also soziales Geschehen nur aus seelischen 
Vorgängen ableiten zu wollen. 
Der tiefere Grund der Unhaltbarkeit eines psychologistischen 
Standpunktes ist 
b) allgemein erkenntnistheoretischer Natur. Kultur, also 
auch Wirtschaft, ist eine Sphäre, die weder körperlich noch seelisch, 
sondern von besonderer Art ist. Sie besteht aus nicht-psychischen 
Sinngebilden. Sie ist (teist, Geist aber aus Seele „abzuleiten“, ihr! 
auf Seele „zurückzuführen‘‘, ihn aus Seele verstehen zu wollen, ist 
cin eitles Bemühen, das einer schlechten Metaphysik entsprungen 
ist. Die psychologische Analyse trägt zweifellos dazu bei, unsere Ein- 
sicht in Erscheinungen der Wirtschaft oder überhaupt der Kultur 
53 E. Becher, Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften, 1921. S. ıı4. 
Akademie der Wiss. vom Jahre 1906. S. 24. 
53 H. Maier, Wahrheit und Wirklichkeit. 1926. S. 10. 7. 
5 Carl Brinkmann, Versuch einer Gesellschafiswissenschaft, 19109. S. 56.
	        
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