Full text: Die drei Nationalökonomien

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zu vertiefen. Sie setzt aber die genaue Kenntnis dieser Erscheinungen 
voraus. Die heutige Psychologie würde selbst gar nicht mehr den 
Anspruch erheben, eine „Grundwissenschaft‘“ für die Geisteswissen- 
schaften zu sein, da sie zu der Einsicht gekommen ist, daß die Innen- 
welt erst zu ordnen und zu differenzieren ist nach Maßgabe ihrer 
Verknüpfung mit „gegenständlichen“ Sphären, z. B. der Kultur- 
vebilde, ‚also etwa der Wirtschaft55. Daß nun gar 
c) die Zurückführung kultureller Erscheinungen auf „allge- 
meine‘ psychologische „Gesetze‘“ unstatthaft ist, hängt mit dem 
ganzen Wesen der geistwissenschaftlichen Forschungsweise zu- 
sammen. Dieses Beginnen ist eine unheilvolle Folge der falschen Über- 
tragung der naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise auf die Seele 
und die Kultur, wie wir an anderer Stelle schon festgestellt haben. 
Alle diese Gründe, die ich hier in skizzenhafter Form gegen den 
Psychologismus angeführt habe, werden erst ihre volle Durch- 
schlagskraft erhalten, wenn ich im weiteren Verlauf dieser Abhand- 
lung die gegenteilige, wie ich glaube: richtige Auffassung vertreten 
werde. . 
Eine nicht geringere Gefahr als der Psychologismus bedeutet für 
zine gesunde Entwicklung der Geistwissenschaften, insonderheit der 
Nationalökonomie, 
2. der Historismus, eine Geisteshaltung, die von der Forschung 
namentlich in unserem Fache vielfach eingenommen wurde, die aber 
ihre erkenntnistheoretische Begründung erst später erhalten hat. Diese 
stammt, soviel ich sehe, von J. G. Droysen”, während dann die 
„südwestdeutsche“ Philosophenschule im letzten Menschenalter die 
55 Max Scheler, Idealismus und Realismus im Philosophischen Anzeiger. 
2» (1927), 268; vgl. auch Ed. Spranger, Die Frage nach der Einheit der 
Psychologie in den Abhandlungen der preuß. Akademie der Wiss. Band XXIV. 
1926, 
) 56 Vgl. noch für den besonderen Bezug dieser Gedanken auf die Wirtschafts- 
wissenschaft Othmar Spann, Der logische Aufbau der Nationalökonomie in 
der Zeitschrift für die ges. Staatswiss. 1908. Franz Eulenburg, Naturgesetze 
und Sozialgesetze im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik. Bd. 32. 
S. 52. 763. Max Weber, Objektivität usw. im genannten Archiv. Bd. 19. 
S, 63; derselbe, Roscher und Knies in Schmollers Jahrbuch. Bd. 29. 5, 1362/63. 
57 J. G. Droysen, Natur und Geschichte. Wieder abgedruckt in der „Historik“ 
(r925); siche daselbst S. 70,
	        
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