Full text: Die drei Nationalökonomien

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jede Ordnung aber. sei auf ein Ziel gerichtet, dieses wieder auf ein 
höheres Ziel und so fort, bis wir an einem höchsten Ziel anlangen, 
das nach der Meinung Stammlers „die Gesellschaft frei wollender 
Menschen ist‘. Soweit es sich dabei, was die Nationalökonomie be- 
trifft, um richtende, das heißt metaphysische Nationalökonomie han- 
delt, habe ich mein Urteil bereits abgegeben (siehe das 6. Kapitel). 
Hier jedoch muß geprüft werden, ob die Folgerung, die Stammler 
aus seiner richtigen Feststellung, daß alles menschliche Handeln ge- 
ordnetes ist, für jede sozialwissenschaftliche Betrachtungsweise 
zieht, zulässig ist. Er ist nämlich der Meinung, daß diese immer nur 
die teleologische deshalb sein könne, weil eben soziales Geschehen 
unter einer Ordnung stehe, folglich auf ein Ziel gerichtet sei, folglich 
nur als ein zielgerichtetes betrachtet, folglich nur mittels der Kate- 
gorie Mittel — Zweck erfaßt werden könne. Ein Jäger, so führt er 
als Beispiel an, kaufe sich ein Gewehr, um einen Hasen zu töten. 
Seine Handlung müsse also ‘als eine zweckgerichtete betrachtet 
werden, nicht als eine bewirkte. Es sei offenbarer Unsinn, den Tod des 
Hasen als die Ursache für den Kauf des Gewehres zu betrachten. 
Wie steht es nun damit? 
Daß es eine große -Verarmung unserer Wissenschaften vom 
menschlichen Zusammenleben bedeuten würde, wenn wir auf die 
kausale Betrachtungsweise verzichten müßten, steht außer Zweifel. 
Und wir würden deshalb sehr betrübt sein, wenn die Beweisführung 
Stammlers schlüssig wäre. Aber ist sie es? Ich glaube nicht. 
Einigen wir uns zunächst darüber, daß es zwei verschiedene Arten 
von Kausalität gibt: die mechanische, „a tergo‘“ wirkende, die wir 
auf die Betrachtung der Natur anwenden, und die Motivkausalität, 
lie für uns allein in Frage kommt. Es ist die „Kausalverbindung nach 
»inem Vernunftbegriff (nach Zwecken)‘, die doch dem geschulten 
Kantianer Stammler sicher ebenso bekannt ist wie mir. Ich muß 
Tiesen schon auf den 8 64 der „Urteilskraft‘““ verweisen, wo uns diese 
Art von Kausalität demonstriert wird als eine Reihe, die sowohl auf- 
wärts als abwärts Abhängigkeit „bei sich führt‘, in der das Ding, 
welches einmal als Wirkung bezeichnet ist, danach aufwärts den 
Namen einer Ursache desjenigen Dings verdient, wovon es die Wir- 
kung ist. Als Beispiel führt Kant bekanntlich an: das Haus ist die
	        
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