172
jede Ordnung aber. sei auf ein Ziel gerichtet, dieses wieder auf ein
höheres Ziel und so fort, bis wir an einem höchsten Ziel anlangen,
das nach der Meinung Stammlers „die Gesellschaft frei wollender
Menschen ist‘. Soweit es sich dabei, was die Nationalökonomie be-
trifft, um richtende, das heißt metaphysische Nationalökonomie han-
delt, habe ich mein Urteil bereits abgegeben (siehe das 6. Kapitel).
Hier jedoch muß geprüft werden, ob die Folgerung, die Stammler
aus seiner richtigen Feststellung, daß alles menschliche Handeln ge-
ordnetes ist, für jede sozialwissenschaftliche Betrachtungsweise
zieht, zulässig ist. Er ist nämlich der Meinung, daß diese immer nur
die teleologische deshalb sein könne, weil eben soziales Geschehen
unter einer Ordnung stehe, folglich auf ein Ziel gerichtet sei, folglich
nur als ein zielgerichtetes betrachtet, folglich nur mittels der Kate-
gorie Mittel — Zweck erfaßt werden könne. Ein Jäger, so führt er
als Beispiel an, kaufe sich ein Gewehr, um einen Hasen zu töten.
Seine Handlung müsse also ‘als eine zweckgerichtete betrachtet
werden, nicht als eine bewirkte. Es sei offenbarer Unsinn, den Tod des
Hasen als die Ursache für den Kauf des Gewehres zu betrachten.
Wie steht es nun damit?
Daß es eine große -Verarmung unserer Wissenschaften vom
menschlichen Zusammenleben bedeuten würde, wenn wir auf die
kausale Betrachtungsweise verzichten müßten, steht außer Zweifel.
Und wir würden deshalb sehr betrübt sein, wenn die Beweisführung
Stammlers schlüssig wäre. Aber ist sie es? Ich glaube nicht.
Einigen wir uns zunächst darüber, daß es zwei verschiedene Arten
von Kausalität gibt: die mechanische, „a tergo‘“ wirkende, die wir
auf die Betrachtung der Natur anwenden, und die Motivkausalität,
lie für uns allein in Frage kommt. Es ist die „Kausalverbindung nach
»inem Vernunftbegriff (nach Zwecken)‘, die doch dem geschulten
Kantianer Stammler sicher ebenso bekannt ist wie mir. Ich muß
Tiesen schon auf den 8 64 der „Urteilskraft‘““ verweisen, wo uns diese
Art von Kausalität demonstriert wird als eine Reihe, die sowohl auf-
wärts als abwärts Abhängigkeit „bei sich führt‘, in der das Ding,
welches einmal als Wirkung bezeichnet ist, danach aufwärts den
Namen einer Ursache desjenigen Dings verdient, wovon es die Wir-
kung ist. Als Beispiel führt Kant bekanntlich an: das Haus ist die