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Gütern enthaltene „absirakt menschliche Arbeit‘ verbunden wäre und
in ihrer Struktur bestimmt würdet.
Auch die beiden Wertideen, die Nutz-Wert- und die Arbeits-Wert-
Idee, schließen sich nicht aus, sondern ergänzen einander: es gibt
wiederum Probleme, die wir besser mit Hilfe jener lösen: wie alle
Tauschprobleme, das Problem des Arbeitsplans (Zweckwahl); wäh-
rend andere nur mit Hilfe der Arbeitsidee gelöst werden können,
wie alle eigentlichen Produktionsvorgänge, die Probleme des Volks-
reichtums, die Ertragsgesetze, Probleme des Nahrungsspielräums
usw. Ob wir den abgegriffenen und so sehr kompromittierten
Ausdruck „Wert“ für diese Arbeitsideen beibehalten sollen, ist mir
allerdings schr zweifelhaft.
Dreizehntes Kapitel
Das Verstehen
Vorbemerkung
Das in diesem Kapitel abgehandelte Problem, das gleichsam im Mittelpunkt
der gesamten in diesem Buche angestellten Erörterungen steht, habe ich bereits
zum Gegenstand eines Vortrages auf der sechsten Tagung der Deutschen Gesell-
schaft für Soziologie im September 1928 in Zürich gemacht, an den sich dann
eine Aussprache ‘angeschlossen hat. Vortrag und Diskussion sind stenographiert
worden, und das Stenogramm liegt jetzt gedruckt vor in dem 6. Band der Schriften
der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. 1929. Der Inhalt dieses Kapitels ist
jedoch unabhängig, das heißt ohne Rücksichtnahme auf den gehaltenen Vortrag
aus meinen Aufzeichnungen niedergeschrieben. Er bringt keine wesentlichen Ver-
inderungen in der Gedankenführung, insbesondere hat mich die Aussprache über
meinen Vortrag in Zürich, soviel Bemerkensweries sie bot, zu keiner Änderung
veranlaßt. Dagegen sind in der vorliegenden Fassung verschiedene Gedankenkeime
weiter entwickelt, einige neue Punkte sind berücksichtigt, und das Ganze ist auf
den Problemkreis der Wirts”haftssoziologie (Nationalökonomie) eingeschränkt
worden, während meine Zürich: Ausführung ja die gesamte Soziologie betraf.
Angesichts der Wichtigkeit und der Unausgetragenheit des Prohlems führe ich
noch einige
74 Für die Marxsche „Wert‘theorie habe ich schon vor cinem Menschen-
alter nachgewiesen, daß sie nur als „Fiktion“ (ein Kunstausdruck, den es damals
aoch nicht gab) aufrechterhalten werden, als solche aber nützliche Dienste leisten
könne. Siehe meinen Aufsatz „Zur Kritik des ökonomischen Systems von Karl
Marx‘ im Archiv für Sozialwissenschaft usw. Bd. VII. 1894, und vgl. dazu die
Berliner In.-Diss. von A. Sommer, Die Maßfunktion der Arbeit. unter be-
sonderer Berücksichtigung des Arbeitsgeldes, 1929.