Full text: Die drei Nationalökonomien

220 
daß er die Frage verneint und daß er als den Quell des „Wirkens 
und Schaffens“ „die Tat‘ erkennt. Das war nun freilich ein Pis- 
aller des Enricus Faust. Logos durfte er nie und nimmer mit „Tat“ 
übersetzen. Logos ist und bleibt: Wort, Sinn, Geist. Aber dem 
Grübler schwebte schon etwas Richtiges vor. Er hätte seinem Bedenken 
nur dahin Ausdruck geben müssen, daß er die Alleinherrschaft des 
Logos bekämpfte: neben ihm waltet mit gleicher Machtvollkommenheit 
der Eros. Neben Apollo — Dionysos, neben dem Geist die Seele. Ob 
in der „Welt“, mag jeder mit sich ausmachen: es bildet das letzte 
Problem der Metaphysik. Daß aber die menschliche Kultur ebenso- 
sehr vom Eros wie vom Logos durchwaltet wird, das wissen wir,.denn 
wir erleben es. Die Kulturzusammenhänge, also auch die wirtschaft- 
lichen Zusammenhänge, sind ebensosehr Wirkungs- wie Sinnzu- 
sammenhänge. Denn aus Geist und Seele mit Hilfe körperlicher 
Dinge baut die Kultur sich auf: in der Vitalsphäre spielt sie sich ab 
und lebendige Menschen hat sie als ihre Träger, . 
Aus lebendigen Menschenseelen und nur aus ihnen sind alle 
Bedeutungsgehalte und Wertgehalte erwachsen und in lebendige 
Menschenseelen tauchen sie immer wieder hinein, um hier ihre Kraft 
wiederzufinden, wie Antäus durch die Berührung mit dem Mutter- 
boden der Erde. Wollen wir also Kultur, wollen wir Wirtschaft in 
ihrer ganzen Tiefe erkennen, wollen wir sie von Grund aus „VEr- 
stehen‘, so werden wir ebenso wie in die Sinnzusammenhänge auch 
in die Wirkungszusammenhänge eindringen müssen. Wir wollen doch 
nicht nur wissen, wie etwas ist, sondern gerade auch: warum es ist. 
Warum steigen die Preise? warum entvölkert sich das Land? 
warum bilden sich Konzerne? Das heißt mit anderen Worten: wir 
können der kausal-genetischen Betrachtungsweise nicht entbehren, 
wenn wir Kulturwissenschaft gründlich treiben wollen. Denn Wir- 
kungszusammenhangsbetrachtung ist nichts anderes als kausal-gene- 
tische, das heißt Ursachenforschung. 
Dieser Sachverhalt ist so einleuchtend, daß man sich wundern muß, 
wenn wir ernsthafte Forscher seine Richtigkeit bestreiten sehen. Das 
tun aber seltsamerweise z. B. Spann und seine Schüler. Spann lehnt 
die Kategorie der „Ursächlichkeit“ völlig ab. „Im Leben wie in der 
Wirtschaft Jäuft nichts als ‚Agens‘, als Materielles, Wirkendes ab —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.