Full text: Die drei Nationalökonomien

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Endlich können wir als Grund gleichförmiger Motivation 
3. die Motivbeeinflussung geltend machen. Ich denke dabei 
an die Tatsache, daß der menschliche Wille durch äußere Umstände 
in eine bestimmte Richtung gezwungen werden kann: 
Wenn bestimmte Ziele erreicht werden sollen, müssen bestimmte 
Wege beschritten werden -— eine bestimmte ‚Lage‘ vorausgesetzt. 
Wohl gemerkt: wir befinden uns noch im Bereich der „Potentia‘‘, 
es handelt sich noch nicht um das Bestimmen der Ausführung des 
Handelns durch objektive Bedingungen, sondern um die Willens- 
bildung selbst und die Einflüsse der äußeren Umstände auf diese: 
warum ich in bestimmter Lage einen ganz bestimmten Entschluß 
fassen muß. Natürlich besteht niemals ein Zwang, daß ich ihn 
fasse. Der Zwang bezieht sich nur auf den Inhalt des Motivs. „Kein 
Mensch muß müssen‘ — dabei bleibt es. Nur: wenn er etwas will, 
muß er unter Umständen etwas Bestimmtes wollen. Es ist sehr 
wichtig, daß man sich die Relativität des „Müssens‘, die hier obwaltet, 
deutlich zum Bewußtsein bringt: „Um nicht von dem erreichten 
Resultat ausgeschlossen zu werden, um nicht die Früchte der Zivili- 
sation einzubüßen, sind die Menschen gezwungen, in dem Moment, 
da die Art ihres Verkehrs nicht mehr den erworbenen Produktiv- 
kräften entspricht, alle ihre überkommenen sozialen Formen zu 
ändern‘‘, schreibt einmal Marx an Annenkoff. Also: ein absoluter 
Zwang besteht natürlich nicht, nur wenn die Menschen bestimmte 
Werte nicht preisgeben wollen, müssen sie in einer bestimmten Weise 
handeln (was übrigens auch noch ein falsches Urteil sein kann). 
Immerhin: eine relative Nötigung waltet hier ob und liefert uns 
abermals die Erklärung für die Gleichförmigkeit der Motivation, 
denn nun liegen ja die Verhältnisse klar zutage: gleiche äußere 
Umstände führen zu gleichen Entschlüssen. Solche äußeren 
Umstände, die hier in Betracht kommen, gibt es nun eine große An- 
zahl, und ich kann nur einige wichtige Beispiele anführen. an denen 
wir das Gesagte uns verdeutlichen können. 
Hier erscheint wieder in vorderster Reihe das Wirtschaftssystem 
selbst als motivbestimmende Tatsache. Diesmal nicht zwar durch den 
Geist, den es verbreitet, sondern durch die Struktur seines Gefüges. 
Die kapitalistische Wirtschaft heischt. um ihrer selbst willen. daß
	        
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