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Wie verhält sich denn mein Werk zu den üblichen Geschichts-
darstellungen? Seine Eigenart besteht darin, daß in ihm die Frage
nach der Allgemeinheit der wirtschaftlichen Erscheinungen
bis an die äußerste noch zulässige Grenze ausgedehnt
worden ist. Diese Grenze ist aber der durch die süd- und west-
europäischen Völker, die seit der Völkerwanderung die Träger der
Geschichte Europas sind, gebildete Kulturkreis, zu dem im weiteren
Verlauf der Entwicklung der nordamerikanische Kulturkreis hinzu-
iritt, Weiter konnte der Kreis deshalb nicht gezogen werden, weil
außerhalb dieses Kreises kein Wirkungszusammenhang mehr be-
steht, also auch keine Geschichte geschrieben werden kann: es gibt
nur eine Geschichte des „modernen Kapitalismus“, nicht eine Ge-
schichte des Kapitalismus schlechthin. Innerhalb aber dieses nur ein-
mal gegebenen Kulturkreises ist dann jede Besonderheit der ver-
schiedenen Völker außer acht gelassen und ist gefragt worden: welche
wirtschaftlichen Erscheinungen, die zur Entstehung des modernen
Kapitalismus führen und die sein Wesen ausmachen, sind allen
europäischen Völkern gemein? Wie der Mathematiker, der die in
allen Werten wiederkehrenden Buchstaben herausnimmt und vor
eine Klammer setzt, so daß er stattab--ac--ad...alb+c-+d.. .)
schreibt, so bin ich verfahren, indem ich aus allen europäischen Wirt-
schaftsgeschichten, die jede für sich das Produkt aus europäischem
und nationalem und lokalem Wesen sind, die europäische Note
herausgesucht und in ihrer eigentümlichen Gestaltung verfolgt habe.
Jeder Historiker muß dieses Verfahren bei reiflicher Überlegung
als berechtigt neben der geschichtlichen Spezialforschung anerkennen.
Daß aber eine solche Behandlung der Vergangenheit auch Ge-
schichte (teils „geschichtliche‘‘, teils „historische“ Geschichte) ist,
behaupte ich mit aller Entschiedenheit. Es ist eben Generalgeschichte
im weitesten Verstande, die ihre volle Existenzberechtigung neben
der speziellen und noch spezielleren Geschichte hat. Ich beanspruche
also für mein Werk, daß es sowohl als theoretisches wie als histo-
visches gewürdigt werde.
Eine rein terminologische Frage ist dann die: ob man unter dem
Namen Nationalökonomie nur die Theorie oder diese und die Ge-
schichte der Wirtschaft begreifen will. Ich halte es für durchaus