Full text: Die drei Nationalökonomien

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von einer mächtigen, wissenschaftlichen Partei als der Bahnbrecher 
der Nationalökonomie gefeiert wird. Hier kommt es mir selbstver- 
ständlich nicht darauf an, seine Lehren zur Darstellung zu bringen 
oder zu würdigen. Vielmehr genügt es mir festzustellen, daß Adam 
Müller Vertreter einer richtenden Nationalökonomie auf scholasti- 
scher Grundlage ist. Die „Ökonomik“ nennt er „die Wissenschaft 
von Heil und Unheil, von Segen und Fluch“. Sein Erkenntnisziel ist 
die Einsicht in das Wesen der „richtigen“ Wirtschaft, und den Weg 
zu diesem Ziele weist ihn die göttliche Offenbarung in der Heiligen 
Schrift. Diesen Standpunkt hat er vertreten vor allem in zwei kleinen 
Schriften verfahrenswissenschaftlichen Inhalts, deren Titel allein ge- 
nügt, um die Grundeinstellung ihres Verfassers zu kennzeichnen. Es 
sind die Schriften: „Von der Notwendigkeit einer theologischen 
Grundlage der gesamten Staatswissenschaften und der Staatswirt- 
schaft insbesondere“ (1819), und: „Die innere Staatshaushaltung 
systematisch dargestellt auf theologischer Grundlage“ (1820). 
Es heißt darin: „Jeden irdischen Gegenstand scheint die reine und 
unbedingte Idee seiner Wesenheit, es scheint ihn sein Urbild zu be- 
gleiten. Möchten wir erkennen, daß alle jene Urbilder nicht durch 
Abstraktion, nicht durch eine beliebige Reinigung des Wissens von 
seinen irdischen Bedingungen entstehen oder gemacht werden, daß 
sie nicht in der abgeschlossenen Sphäre unserer Wissenschaft, son- 
dern daß sie sämtlich der Welt des Glaubens angehören, welche der 
Welt des Wissens voranging und diese letztere überall stützet und 
trägt; kurz, daß sie von oben gegeben und geoffenbaret, nicht aber 
unser Machwerk sind, und daß der Abglanz der Majestät, der auf 
ihnen ruht, eben daher komme, daß sie ohne uns vorhanden sind.“ 11 
Und dann weiter: „Die Ökonomik oder allgemeine Staatswirt- 
schaft... hat es mit der positiven Einrichtung Gottes, des Hausvaters, 
zu tun, über die wir in den Schriften des alten und neuen Bundes, in 
der mosaischen und christlichen Verfassung und überhaupt in der 
positiven Geschichte der Natur und aller Länder und Völker der Erde 
so vielfältige Auskunft finden. In der bloßen Natur, ohne deren ge- 
offenbarten, göttlichen Kommentar. in der bloßen Vernunft, ohne 
1 Adam Müller, Gesammelte Schriften. 1839. 5. 8£.
	        
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