Full text: Die drei Nationalökonomien

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wie sie sich aus den verschiedenen, vernünftigen Zwecken, 
welche er vermöge seiner Fortbildung verfolgt, ergeben.‘ 5 
Andere begründen das Eigentum auf Okkupation, Arbeit, Ver- 
trag oder Gesetz (man erkennt hier die mühseligen Erörte- 
rungen Adolph Wagners zur „Begründung“ des Eigentums 
unschwer wieder); 
2. das Erbrecht: als „die nötige Bedingung für die Kundgebung 
und Bewahrung (der) Familienneigungen‘“52; 
3. die Vertragsfreiheit: sie „steht ganz und gar unter der Herr- 
schaft des Prinzips der individuellen Freiheit“. 
Dieser soziale Rationalismus, das Erbstück der Aufklärung, hat 
nun ersichtlich auf die Vertreter der nationalökonomischen 
Fachwissenschaft einen großen Einfluß ausgeübt und hat es 
bewirkt, daß die richtende Nationalökonomie in allen Ländern, am 
meisten wohl in Deutschland, auch in denjenigen Kreisen nicht aus- 
gestorben ist, die weder Anhänger des katholischen Naturrechts noch 
der harmonistischen Metaphysik des 18. Jahrhunderts waren. Was so 
viele Nationalökonomen nach den Rettungsringen der Vernunftideen 
greifen ließ, war die Notlage, in die sich um die Mitte des 19. Jahr- 
hunderts die Wirtschaftswissenschaftler versetzt sahen. Von allen 
Seiten drängten die sozialen Probleme heran. Die „Arbeiterfrage‘‘ 
begann, sich zu entrollen. Die Schäden der kapitalistischen Wirtschaft 
traten immer deutlicher zutage. Die „klassische‘“ Nationalökonomie 
hatte nur ungenügende Antworten auf die tausend Fragen des Alltags. 
Die sozialistische Kritik wollte man nicht gelten lassen. Daß etwas ge- 
schehen müsse, sah man ein. „Reformen“ waren notwendig. So kam 
man auf den seltsamen Gedanken, der nur aus Aufklärungsgeist ge- 
boren werden konnte: die Wissenschaft auf die Schanze zu rufen, 
damit sie die bedrohte Kultur gegen die andrängenden Feinde schütze. 
Von der Stimmung, die um jene Zeit in nationalökonomischen Kreisen 
herrschte, gibt ein getreues Bild das in mancher Beziehung stell- 
vertretende Buch von J. Kautz: Die Nationalökonomie" als Wissen- 
51 H. Ahrens, a. a. 0. S. 244 
52 H. Ahrens, a. a. O0. S. 322 
53 H. Ahrens. a. a. O0. SS. 3492.
	        
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