Full text: Deutscher Industrie- und Handelstag

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gänge des Krieges, dann ein Wiederansteigen. Diese Entwicklung 
mag in den nächsten Jahren eine gewisse Entlastung bringen, aber 
sie bringt auch Gefahren mit sich. Insbesondere wird es gelten, in 
den Jahren des verringerten neuen Zuganges die fachliche 
Ausbildung nicht Schaden leiden zu lassen und im Lohn— 
wesen Disziplin zu halten und ungesunde Verlagerungen zu ver— 
meiden. 
Daß wir aber auf die Dauer, auch rein wirtschaftlich gesehen, 
von einem Geburtenrückgang, wie wir ihn jetzt erleben, von allem 
Nationalen abgesehen, ernste und ungünstige Folgen und Aus— 
sichten zu gewärtigen haben, steht fest. So kommt eben alles 
darauf an, die Volkswirtschaft so stark und gesund zu machen, daß 
sie auch wieder steigenden Menschenzahlen Beschäftigung gewähren 
kann. Um die erfinderische, die technische, die kaufmännische 
Geistesleistung der zur Führung Berufenen braucht uns auch 
im Wettbewerbe mit dem Auslande nicht bange zu sein. Der 
Arbeitswille des deutschen Volkes ist nicht zu bezweifeln. 
Das aber, was zumeist fehlt und was neu zu erringen ist, das sind 
bessere Ertragsmöglichkeiten, ohne die jede Wirtschaft 
erlahmt, das ist ferner die Bildung des notwendigen Kapitals 
und die Heranziehung des notwendigen Kredits, aus dem die zur 
Fortbildung der Wirtschaft erforderlichen Neuanlagen gemacht wer— 
den können, das ist des weiteren Absatzz für die deutschen Waren 
im Inland und ebenso im Ausland und damit die Abwehr der 
schweren drohenden Gefahr einer übermäßigen Verschuldung 
ans Ausland. 
Es fehlt nicht an hoffnungsvollen Ansätzen zu 
solcher Entwicklung, wie die Ziffern der Wiedererholung unserer 
landwirtschaftlichen wie unserer industriellen und gewerblichen Er— 
zeugungskraft, Produktionsindex und Ausfuhr beweisen; neben 
ihnen stehen die Ziffern der Wiederverstärkung des 
Vollseinkommens, 
das für 1913 auf 48 bis 49 Milliarden und für 1925 vom 
Statistischen Reichsamt, dem ich auch sonst hier folge, auf 54 Mil— 
liarden geschätzt war und nun auf rund 70 Milliarden veranschlagt 
wird. Aber dabei ist nicht zu vergessen, daß zufolge der Preis— 
steigerung diese 70 Milliarden an Tausch- und Sparkraft 
kaum mehr als 50 Milliarden vor dem Kriege ausmachen. Es ist
	        
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