94 Amerikanische Technik
lichen Erfolg aufzuweisen hat, ergibt sich aus vielen, aus dem Bal-
four-Bericht herauszulesenden Angaben.88)
Allein andererseits und so sehr man diesen Tendenzen auch Be-
achtung schenken wird, es muß angenommen werden, daß von den
zuvor geschilderten Enteuropäisierungstendenzen auf überseeischen
Märkten ein gut Teil Bestand haben wird. Dazu ist der Zeitraum,
in welchem sich die dortigen Industrien und ihre Exportfähigkeit
entwickeln konnten, lang genug, die Preisbildung günstig genug
gewesen und der heutige Zollsatz stark genug.
Was verbleibt der europäischen Groß-Exportindustrie? Es gibt
in heutiger Zeit viele, welche das Heil in einer stärkeren Anpas-
sung der europäischen Industrie an amerikanische Produktions-
methoden sehen. Um ein Beispiel herauszugreifen, sei ein Aufsatz
des ehemaligen badischen Finanzministers Dr. Dietrich genannt, in
welchem es unlängst unter dem Titel „Wege deutscher Wirtschafts-
politik“ hieß:
„Für Gewerbe und Industrie vollends gilt es, das Wettrennen
mit der fortgeschrittenen amerikanischen Technik aufzunehmen, das
heißt, die Arbeitskraft besser zu nutzen, sie durch Maschinen zu
ersetzen, die Maschinen zu vervollkommnen, die Qualität des Pro-
duktes zu heben und die Ausnützung der Rohstoffe, insbesondere
der Kohle, in ungealinter Weise zu steigern.8?)
Sehen wir davon ab, daß in dieser Zusammenstellung guter Rat-
schläge schon insofern eine Unlogik liegt, als es jedem Kenner der
industriellen Erzeugung seltsam vorkommen wird. wenn man rät.
88) Vgl. Survey of Overseas Markets, S. 469, über Argentinien: „Im
Jahre 1922 hat Deutschland in Argentinien viel von seinem verlorenen
Geschäft wiedergewonnen, besonders in Eisen- und Stahlwaren. ... In
den ersten neun Monaten 1922 sandte Deutschland nicht weniger als
44000 Tonnen Stahl nach Argentinien.“ Über Brasilien S. 475: Vgl. das
Zitat auf S. 89. Über Japan S, 413: „In Wollgarnen gewinnt Deutsch-
land seine Vorkriegsstellung wieder.“ Über China S. 397: „Deutschland
holt seine Vorkriegsvorteile auf dem Gebiete elektrischer Maschinen
und Ausrüstung rasch ein.“ Für die Vereinigten Staaten vgl. S. 452
bis 453. Über Ägypten S. 232: „Der Handel mit Wollwaren ist jetzt so
gut wie ganz in den Händen von Deutschland, Italien und Indien. . . .“
Ebenso in Wollwaren für Britisch-Indien S. 291: „Steigende Einfuhr
von deutschen Tuchen.“
89) Vgl. Berliner Tageblatt vom 17. Mai 1925, dazu meine Erwide-
rung am 23. Mai. A. A.