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und einem sehr hohen Lebensstandard. Als potentieller. Käufer
hochwertiger Waren, welche die europäische Industrie liefern kann,
weisen sie unbegrenzte Möglichkeiten auf.“
Mit den Absatzverhältnissen in Britisch-Indien liegt es ähnlich.
Die heimische indische Textilindustrie muß sich zunächst auf die
Herstellung gröberer Erzeugnisse beschränken, wenngleich dies na-
türlich einen Ausfall für die bisherigen europäischen Lieferanten
bedeutet. In Garnen ist die Eigenproduktion von Nummern über
40 minimal, in den Nummern 20—40 halten sich im Wettbewerb
England und Japan die Wage, dagegen beherrscht. England die Ein-
fuhr von feinen Garnen vollkommen. Ebenso verbleibt ihm die Be-
friedigung des verfeinerten Bedarfes an Geweben. Nur, daß hier
die Senkung der allgemeinen Kaufkraft Indiens im Wege liegt. „Die
größten Konsumenten britischer Textilien,“ so schreibt der Balfour-
Bericht, „sind die oberen Klassen und die Geschäftsleute der Städte
und Dörfer, während die eigentlich ländliche Bevölkerung sich mit
den Stoffen kleidet, die in den Fabriken Bombays gewebt werden.
Die englische Textilindustrie ist also für erweiterten Absatz haupt-
sächlich daran interessiert, daß der Lebensaufwand der städtischen
Bevölkerung sich hebt und dies muß wieder von einer Erweiterung
indischer Gewerbe und indischen Handels abhängen.“ Man er-
kennt: selbst ein Bericht, der gewiß der englischen Industrie wohl
will, vertritt die gesteigerte industrielle Entwicklung eines über-
seeischen Landes als Grundlage steigenden Absatzes auch für die
Industrie Englands. Auch für die japanische Textilindustrie zeigt
es sich, daß sie in feineren Erzeugnissen auf den Märkten des fernen
Ostens mit Europa nicht konkurrenzfähig ist. „Während die feineren
Erzeugnisse und die Fertigfabrikation wohl infolge wachsender Er-
fahrung qualitativ verbessert wurden, ist von vorneherein nicht zu
erwarten gewesen, daß sie sich Erzeugnissen der alten Industrie-
länder ebenbürtig zeigen würden“, schreibt u. a. der Balfour-Bericht
über die japanische Konkurrenz,
Auch hier wäre es natürlich verhängnisvoll, wenn die Industrien
der alten Europaländer plötzlich nur mehr auf „Qualität“ einge-
stellt sein sollten. Aber diese scharfe Scheidung hat der Weltkrieg
keineswegs gebracht. In den Vereinigten Staaten von Amerika mag
die Tendenz, die europäische Einfuhr nur auf verfeinerte Waren zu
Levy, Weltmarkt
Die Kaufkraft Indiens