Weltwirtschaftskonferenz nn
wicklung. Denn bei der bestehenden Gesetzgebung gegen die Ein-
wanderung bedeutet sie, daß Arbeit der ländlichen, des Schutzes
nicht bedürftigen Beschäftigung entzogen wird, um sie der schutz-
bedürftigen Industrie zuzuwenden. Damit leidet hier ohne weiteres
derjenige Zweig der Wirtschaft, der mit „niedrigen“ Kosten arbeitet
zugunsten dessen, der zu „höheren“ Kosten produziert, als es den
Bezugsmöglichkeiten auf dem Weltmarkt entsprechen würde, ge-
wiß eine vom Standpunkt der nationalen Wirtschaft ebenso wie
von dem der internationalen Wirtschaft unwirtschaftliche Verwen-
dung von Arbeitskraft. So schreibt auch der Balfour-Bericht, der
sich jeder politischen Stellungnahme strengstens enthält 95): „Au-
straliens Wachstum als Industrieland ist eine Frage der Produk-
tionskosten, und es ist schwierig zu begreifen, wie ohne Lösung die-
ser Frage der Industrialisierungsprozeß weitergehen soll, es sei denn
auf Kosten der landwirtschaftlichen und Weideinteressen.“ ®)
Der so notwendige Abbau des internationalen Protektionismus
ist.nur denkbar, wenn alle beteiligten Länder in einer gemein-
samen Konferenz zu einer Beratung hierüber zusammentreten, ‚und
wenn eine solche Konferenz der Wille beseelt, die weltwirtschaft-
lichen Schwierigkeiten der Gegenwart durch eine gemeinsame Ak-
tion gegen die Absperrung zu erleichtern. Hier hätten vor allem
die neugebildeten Staaten und Nachfolgestaaten eine wirtschaft-
liche Annäherung an diejenigen Gebiete zu suchen, mit denen sie
Irüher verbunden waren und die heute noch wirtschaftsmäßig ihr
Hinterland bilden oder bilden sollten. Hier hätte ferner eine Klärung
in der allbritischen Zollpolitik zu erfolgen. Politische, zum Teil rein
imperialistische Interessen verbieten es England, sich in die Hoch-
schutzzollpolitik ihrer Kolonien einzumischen. Aus vielen Anzeichen
freilich ist zu erkennen — siehe allein die obige Bemerkung des
Balfour-Berichtes —, daß man in wirtschaftlichen Kreisen die Wirt-
schaftspolitik der Dominions mit großem Bedenken verfolgt. Man
weiß zur Genüge in England, daß die koloniale Präferentialpolitik
für den englischen Exporteur nur ein schwacher Trost bleibt, so
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95) Vgl. Overseas Markets. S. 352.
96) Ganz ähnlich liest man im Economist vom 1. August 1925 über
Südafrika S. 189: „.., Die Lasten, wie sie jetzt sind (gemeint der Schutz-
zoll), werden auch weiterhin auf Berebau und Landwirte fallen “