Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

112 Verhängnisvolle Beschlüsse 
mischen Arbeit die internationale Maschine in Bewegung gesetzt wer- 
den muß. 
Gemeinsam mit der internationalen Schutzzollpolitik hat die 
internationale Arbeiterpolitik die Ausschaltung der internationalen 
Konkurrenz, wie sie durch die Differenzierung der. Völker und ihrer 
Fähigkeiten die Grundlage der arbeitsteiligen Weltwirtschaft bildet. 
Wären die europäischen Arbeiter nicht als Konsumenten von Nah- 
rungsmitteln stark an den Freihandel gebunden, wer weiß, ob nicht 
auch sie dem Beispiel der australischen Kollegen folgen würden, 
deren Arbeiterpartei im November 1924 eine Resolution verfaßte, 
nach welcher geradezu „ein Embargo auf alle Einfuhren gelegt wer- 
den müsse, um den Schutzzoll in Australien wirksam zu machen“. 
Die freihändlerische englische Arbeiterschaft sucht diesem „Em- 
bargo“ dadurch näher zu kommen, daß sie auf Erweiterung sozial- 
politischer Maßnahmen im Auslande dringt, um sich vor stärkerer 
Konkurrenz zu schützen. Es ist charakteristisch, daß nach einem 
unlängst von einem parlamentarischen Ausschuß der englischen 
Arbeiterpartei verfaßten Bericht alle Arbeit, welche nicht dem 
Achtstundentagabkommen von Washington unterworfen wird, als 
„Schwitz“arbeit (sweated) bezeichnet wird. Der Bericht schlägt 
vor*”), Waren, die nicht unter den Arbeitszeitbedingungen des Wa- 
shingtoner Abkommens verfertigt werden, auf internationalem Wege 
zu boykottieren. Ein neuer Beweis für die im Sinne künstlicher Hoch- 
haltung der industriellen Erzeugungskosten — zugunsten der am 
teuersten arbeitenden Länder — eingestellte Protektionspolitik der 
Arbeiterschaft. 
Der große englische Historiker Spencer Walpole sagt in seiner 
Geschichte Englands ®®), die lange vor dem Weltkrieg geschrieben 
wurde: „Krieg ist ein Zustand, bei welchem zwei oder mehrere 
Staaten den Versuch machen, sich möglichst großen Schaden zu- 
zufügen. Er zerstört Leben. Er hindert Erzeugungen. Er vernichtet 
die Anhäufungen vergangener Jahre. Er verarmt die Nation, die 
in ihn verwickelt ist.“ Der wirkliche „Frieden“ eines solchen Krieges 
Vieler gegen Viele kann nur geschaffen werden, wenn diese ver- 
hängnisvollen Wirkungen durch gemeinsame Opferwilligkeit besei- 
97) Vgl. näheres im Economist vom 15. August 1925. S. 257—58. 
98) Vgl. History of England. 1902. S. 327.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.