Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

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rikanische Statistiken, die den „Großhandelspreis für Industrie- 
waren“ zugrunde legen, teilweise auf deutsche Ziffern über die „An- 
kaufspreise von Betriebsmitteln, wie kleinen Maschinen und Geräten, 
Superphosphaten, Ammoniak usw. Diese Gegenüberstellungen sind 
gewiß sehr lehrreich, wenn es sich um eine spezielle Beurteilung 
agrarischer Verhältnisse und der Kauffähigkeit von Farmern und 
Landwirten — wiederum in einzelnen Ländern — handelt. Allein 
für die Beurteilung der heutigen Weltmarktsverhältnisse wäre €s 
verhängnisvoll, die „agrarischen“ Erzeugnisse und „Rohstoffe“ ein- 
fach den Fabrikaten oder Fertigwaren als gegensätzliche Preisgrup- 
pen gegenüberzustellen. 
Die oben gegebenen Ziffern zeigen, von ganz wenigen Erzeug- 
nissen abgesehen (Kupfer, Gummi, Leder), als Allgemeinresultat nur 
die Erscheinung der Teuerung. Die Differenzierung dieser Teuerung 
aber mahnt sogleich zu einer differentiellen Betrachtung. Vor allem 
zeigt es sich, daß die „Preisschere“, wenn man Nahrungsmittel, be- 
sonders Weizen, mit „Fabrikaten“, wenn auch nicht solchen des 
letzten Konsums (also Garne, aber nicht Kleider; Stahlschienen, aber 
nicht den Preis des Eisenbahnbillets), vergleicht, ganz unregelmäßig 
„klafft“. Sie öffnet sich, wenn man Textilien vergleicht, zu Un- 
gunsten, wenn man Erzeugnisse der Eisenindustrie heranzieht, zu- 
gunsten des Weizenverkäufers. Dagegen ist die zur Zeit höherer 
Baumwollpreise vorhandene relative Rückläufigkeit der Textil-Fa- 
brikatpreise — wenigstens bezüglich des amerikanischen Rohsto{ff- 
preises — heute zunächst ausgeglichen. 
Es ist ja auch von vorneherein begreiflich, daß ein einheitliches 
Preisgesetz der weltwirtschaftlichen Waren, das die Nahrungsmittel- 
und Rohstoffpreise in eine feste Relation setzen könnte, nicht be- 
stehen kann. Vielmehr sind eine Reihe von Umständen für die Ge- 
staltung der Preise in der heutigen Weltwirtschaft noch viel ent- 
scheidender als im Jahre 1913. Da, wo der Krieg eine im Vergleich 
zur späteren Nachfrage übergroße Erzeugungsbasis geschaffen hat 
und diese Basis ohne weiteres einer Einschränkung fähig ist, wo 
es sich also nicht um aufgestapelte Vorräte handelt, die wahllos 
auf den Markt geworfen werden müssen, wird die Verengung des 
Marktes zu einer Verminderung der Produktion führen, die auf diese 
Weise dem Preisdruck zu entgehen sucht. Man kann Sering voll- 
Teuerung und Preisschere
	        
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