Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

Geschichtliche Vergleiche 
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2. DIE ENTWICKLUNG DER GESTEIGERTEN ÜBERSEEISCHEN EIGEN- 
ERZEUGUNG IN EINZELNEN LÄNDERN 
a) DIE VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA 
Kein Land hat in seiner industriellen und kommerziellen Expan- 
sivkraft stärker vom Weltkrieg profitiert als die Vereinigten Staa- 
ten von Amerika, Es darf hier daran erinnert werden, daß es nicht 
das erstemal in der modernen Wirtschaftsgeschichte ist, daß die 
Vereinigten Staaten von dem Vorhandensein europäischer Wirren 
die Wirkung einer Stimulierung ihrer eigenen Industrien verspürt 
haben. Im Jahre 1809 wurde der Non-Intercourse-Act erlassen, der 
in Verbindung mit späteren Bestimmungen in der Napoleonischen 
Zeit den Handel mit England einschnürte. Außerdem wurden die 
Zölle auf englische Waren verdoppelt. Diese Maßnahme war je- 
doch belanglos, da tatsächlich so gut wie jede Einfuhr aus England 
fernblieb. Diese Umstände gaben, wie Taußig schreibt, denjenigen 
Zweigen der Industrie, deren Erzeugnisse bisher eingeführt worden 
waren, einen enormen Anreiz. Unternehmungen zur Herstellung von 
Baumwollwaren, Wolltuchen, Glas, Porzellan und anderen Gütern 
schossen wie Pilze aus der Erde.) 
Der Weltkrieg bietet zum zweiten Male in der Wirtschaftsge- 
schichte der Union das Beispiel eines geradezu unerhörten Aufstieges 
auf Grund der wirtschaftlichen, jetzt allgemeinen Kriegsverhältnisse 
und durch die Frachtraumnot herbeigeführten Lostrennung von der 
europäischen Wirtschaft. Zu Ende des Weltkrieges wird dann diese 
Entwicklung noch dadurch verstärkt, daß der von den ersten Tagen 
des Krieges an als Kriegslieferant profitierende Staat selbst in den 
Krieg eintritt und damit seiner Industrie neue und alles bisherige 
Maß überschreitende Aufträge erteilt. 
Der englische Bericht, der sich mit den „Übersee-Märkten“ be- 
schäftigt, versucht den Nachweis der industriellen Expansion der 
Vereinigten Staaten aus einer Tabelle, welche nach den Angaben 
des Zensus-Bureaus die Zahl der beschäftigten Industriearbeiter 
einerseits und die Werte der hergestellten Waren andererseits wie- 
dergibt. Es ergibt sich daraus, daß dieZahl der industriell beschäf- 
65) Vgl. Taussig a. a. 0. S. 16—17., 
Levv., Weltmarkt
	        
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