Die keramische Industrie
und die Gütertarife der Stauten: Tschechoslowakei,
Deutschland, Osterreich, Polen und Ungarn.
Eine vergleichende Tarifstudie,
zusammengestellt und vorgetragen von Anton Stauda, Verkehrskonsulent in Eger.
Dem besonderen Wunsche der geehrten Keramischen Fachgruppe, in der heutigen Festsitzung
von der keramischen Industrie und deren Verhältnis zu den Gütertarifen der Staaten: Tschecho—
flowakei, Deutschland, Osterreich, Polen, Ungarn und Rumänien zu sprechen, komme ich gerne nach.
Fine gar schwete Aufgabe habe ich da übernommen, das Material ist zu umfangreich, ich werde
mich daher uͤur auf das Wichtigste beschränken müssen. Ich will Ihnen zeigen, wie sich für Ihre
Artikel unsere Gütertarife zu denen der Nachbarstaaten verhalten, welche besonderen Vorschriften im
Verkehre mit den einzelnen Staaten bestehen usw.
Aus dem Vecrgleiche dieser Frachten miteinander wollen wir dann sehen, welches Land die
billigsten Frachten für den einen oder anderen Artikel hat, inwieweit das Ausland dabei im Vorteile
ist und was bei uns allenfalls nötig ist, um der Konkurrenz des Auslandes zu begegnen.
Ich habe die Eisenbahnfrachten der für die keramische Industrie in Betracht kommenden Artikel
in Deutschland, sterreich, Polen, Ungarn und Rumänien näher geprüft, dabei aber nicht allein die
normalen Klassentaärife, sondern alle Sondertarife, Artikeltarife, Ausfuhrtarife, alle sonstigen in den
offiziellen Verordnungsblättern veröffentlichten Frachtermäßigungen usw. berücksichtigt und dabei
gefunden, daß wir nicht, wie das Eisenbahnministerium kürzlich behauptete, von den mitteleuropäischen
Fisenbahnen die billigften sind, sondern erst an vierter Stelle stehen.
Es ist Ihnen wohlbekannt, daß das tschechosl. Eisenbahnministerium in der letzten Zeit vor
neue und unerwartelte finanzielle Aufgaben gestellt worden ist, welche es im Rahmen seines eigenen
Budgets lösen soll. Es betrifft dies die Regelung der Altpensionistenbezüge und der Gehälter der
Eifenbahnbediensteten. Diese Regelung erfordert einen Betrag von über, 200 Millionen Kronen.
Zur Deckung dieses Betrages solllen die Eisenbahntarife erhöht werden. Um nun zu ersehen, um
wieviel die Eisenbahntarife anderer Länder keuerer sind und um wieviel unsere inländischen Tarife
erhöht werden können, hat das Eisenbahnministerium die Frachtsätze der normalen Tarifklassen nach
den Güterklassifikationen der einzelnen Staaten mit unseren normalen Frachtsätzen verglichen und dabei
es gefunden haben, daß unsere Frachten in vielen Fällen unter dem mitteleuropäischen Niveau
ehen.
Das Eisenbahnministerium hat aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht; erst als ihm das
Gegenteil nachgewiesen wurde, kam es darauf, daß es die Hauptsache — die vielen Tarifermäßigungen
n den Ausnahme-, Artikel-, Ausfuhr- und sonstigen Sondertarifen — unbeagchtet ließ.
Geehrte Damen und Herren! Der Verkehr ist es, der allein das wirtschaftliche Leben beherrscht;
ist der Verkehr gut geregelt dann blühen auch Handel und Industrie. Zur,guten Regelung des Ver—⸗
kehres gehören aber“ auch gut geregelte, den wirtschaftlichen Verhältnissen richtig angepaßte Frachten.
Ich habe Ihnen Tabellen der billigsten Frachten bei Ladungen von 10.000, 15. 000 kg oder bei
Ladegewicht des verwendeten Wagens, je nachdem dieser oder jener Staat derlei Frachten besitzt,
zusgearbeitet. In diesen Tabellen finden Sie also für Inland und zur Ausfuhr die errechneten
billigsten Frachtfätze für den dabei genannten Artikel für fuͤnf Staaten. Für Rumänien habe ich die
Frachten wohl ausgearbeitet, doch in den Tabellen nicht notiert, denn Rumänien ist in der Fracht
zurchwegs am teuersten. Die billigste Fracht ist in den Tabellen fett gedruckt.
Alle ausländischen Frachten sind dabei zu einem feststehenden, einheitlichen Kurs in tschechische
Zeller umgerechnet (Mark—810 h, Schilling —477 h, Poln. Gulden —381h, Pengö—593 h),
5 daß die Tabellen sehr übersichtlich sind. Sie finden dabei auch die Differenz zwischen dem
ailligften Frachtsatz (fett gedruckt) und dem höheren tschechischen, Frachtsatz nicht nur in, Hellern,
ondern auch in Prozenten berechnet. Bei den wenigen Fällen, in welchen die tschechischen
Frachten wirklich billiger sind, ist selbstverständlich eine Differenz entfallen. Außerdem finden Sie
soraugestellt die Frachten für den Hauptverbrauchsstoff der Industrie, für Braun- und Steinkohle.