Die beabsichtigte Auszählung der innerörtlichen Pendelwanderung der
Grosstadt Stuttgart musste dagegen unterbleiben, weil die Adressen-
angabe bei der oben genannten Frage nicht in allen Fällen zur Fest-
legung der Arbeitsstätte genügten.
Die Veröffentlichung der neuen Ergebnisse pflegt vor allem den
Vergleich mit den früheren Pendlerauszählungen und den Daten der
gleichzeitig durchgeführten Berufs- und Betriebszählung. Dieser Ver-
gleich kennzeichnete erst die wirkliche Bedeutung der Pendelwanderung;
er konnte nachweisen, dass der 10. Teil der erwerbstätigen Bevölkerung
Württembergs nicht am Wohnort arbeitet und dass von den industriellen
Erwerbstätigen sogar der 4. Teil pendelt. Daneben wird der geographi-
schen Seite der Pendlerbewegung viel Beachtung geschenkt, indem die
Wanderung im einzelnen nach wirtschaftsgeographischen Gesichtspunk-
ten zur Darstellung gelangt und für eine Reihe wichtiger Pendler-Ar-
beitsorte die Pendler-Einzugsgebiete ermittelt und kartographisch ver-
anschaulicht werden. 1)
Ausser Württemberg hat auch Baden die Volks- und Berufszählung
von 1925 zum Anlass einer Pendlerstatistik genommen. Diese badische
Auszählung beschränkt sich indes auf die Feststellung der pendelnden
Industriearbeiter und unterlässt es, selbst innerhalb dieses engeren
Rahmens irgendwelche persönliche Merkmale der Pendler (wie Ge-
schlecht, Beruf usw.) herauszuarbeiten. 2?)
Keiner der vorgenannten Versuche einer Pendlerstatistik berück-
sichtigt als einzelner sämtliche erwünschten Momente dieser Statistik.
Es fehlt vielfach die Ausgliederung der Pendler nach dem Familien-
stand und es fehlt ganz die Auskunft über die Art der benützten Ver-
kehrsmittel und die Ursache des Pendelns. Das Erhebungspapier (Haus-
haltungsliste) der Volks- und Berufszählung bietet zweifelsohne die
technische Möglichkeit, nach diesen Momenten zu fragen, Inwieweit
darüber aber tatsächlich brauchbare Antworten eingehen, muss dahin-
gestellt bleiben, zumal die Haushaltungslisten in Deutschland wie auch
in anderen Ländern meist schon mit wichtigeren Fragen anderer Art
überladen sind.
Man hat darum schon wiederholt versucht, neben der Volks- und
Berufszählung noch andere Wege zu finden, die zu einer Pendler-
statistik führen könnten. Der wichtigste davon ist die Eisenbahn-
statistik, soweit sie im besonderen den Personenverkehr auf Grund
von Arbeiterfahrkarten nachweist. Es liegen verschiedene Arheiten vor,
1) Vgl. den Aufsatz „Die Pendelwanderung in Württemberg” in den Württ,
Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde, Jahrgang 1929.
2) Vgl. „Badische Gemeindestatistik”, Karlsruhe 1927 und „Wohnungszählung
und Wohnungsbau in Baden”, Karlsruhe 1928 S. 199 ff. Reide bearbeitet vom Bad.
Statistischen Landesamt.